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“Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.”
-Viktor Frankl

REALITÄT DER ENTSCHEIDUNG

Ich lese im Moment das Buch „The experience Maschine“ von Andy Clark, in welchem erläutert wird, dass unsere Wahrnehmung viel mehr durch die Erwartungshaltung unseres Gehirns zur Umwelt geformt wird, als von den tatsächlich von ihr kommenden Reizen. Die Reize seien nur gewisse Grenzsetzungen, die unsere Erwartungen im Bereich des Möglichen halten soll.
Diese Erwartungen entstehen besonders aus vergangenen Erfahrungen und damit auch getroffenen Entscheidungen.
Man findet sich bei dem Thema schnell in einer Spirale wieder, denn das eine bedingt sogleich immer das andere. So denken viele bestimmt gleich an den Zusammenhang mit der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei?
Nun ja, Andy Clark bezieht sich hier unter anderem auf genetische Aspekte und den Fakt, das unser Gehirn sogar Erwartungen an Situationen hat, wenn es diese noch gar nicht kennt. Diese äußerst fehlerhaften Erwartungen werden dann sofort durch die von außen kommenden Reize korrigiert, bis sich mit der Zeit immer treffendere Erwartungen bilden.

Worauf mich sein Thema jedoch gebracht hat, ist der Gedanke, wie auch unsere Entscheidungen die Realität nicht nur für uns, sondern für alle und darüber hinaus formen und welch potentielle Macht somit in all unseren Köpfen vergraben liegt.
Aufgrund dessen möchte ich ihnen auf den folgenden Seiten näher erläutern, was genau ich mit diesem Prinzip meine und wie es funktioniert. Dabei werde ich auch einen Einblick in die physikalischen Hintergründe geben und darüber hinaus argumentieren, weshalb es meiner Meinung nach so wichtig ist Entscheidungen selbstständig zu treffen.

Entscheidungen treffen wir von Tag zu Tag hunderte Male. Manche von ihnen werden aktiv als getroffene Entscheidung wahrgenommen und andere wiederum sind Teil unserer zahlreichen Gewohnheiten und werden unterbewusst getroffen.
Zum Beispiel das morgendliche Zähneputzen oder die Suche nach dem Energie gebenden Kaffee. Doch selbst solche Dinge könnten wir unterlassen, da wir die Wahl dazu haben. Oft ziehen wir diese Möglichkeit jedoch gar nicht in Betracht wenn die Handlung so automatisiert von statten geht.
Und dies lässt sich durchaus auch auf komplexere Bereiche beziehen. Entscheidungen, denen wir Herr sein sollten sind uns als solche gar nicht mehr bewusst, weil sie uns vom System bereits abgenommen wurden, ohne das wir je eine wirkliche Chance für ein Veto hatten. Denn so funktioniert die Welt doch schließlich?
Die Wahrheit ist, wenn wir uns dem bewusst werden, so haben wir auch immer die Möglichkeit uns dagegen zu entscheiden. Alles andere ist Illusion. Wir müssen nur bereit dazu sein, einen Teil unserer Bequemlichkeit aufzugeben um wieder Herr über unsere Sinne zu werden.
Entscheidungen, sind Bereiche, denen wir viel Denkzeit zusprechen sollten, auch wenn es vielleicht um das überdenken unserer Routinen geht, da wir aktiv das Leben aller um uns herum durch sie mit gestallten.
Wir sollten uns davon entfernen aus Bequemlichkeit oder Manipulation Entscheidungen von anderen treffen zu lassen und stattdessen ein Bewusstsein für sie entwickeln und ihre Wichtigkeit wertschätzen.
Das gleiche gilt aber auch andersherum. Auch wir sollten keinem anderen seine Entscheidungen abnehmen oder ihn geziehlt manipulieren. Wie wollen wir sonst ein authentisches Miteinander führen?
Durch das treffen von Entscheidungen, befinden wir uns in der besonderen Position dieses Leben mit Farben zu schmücken, ihm Tiefe zu verleihen und uns nebenher als Person selbst besser wahrzunehmen und zu hinterfragen. Wer bin ich?

MIT DER STRÖMUNG SCHWIMMEN

Ich setze mich gerade jetzt mit diesem Thema auseinander, weil ich mich selbst an einem Scheideweg befinde und Entscheidungen zu treffen habe, die mein gesamtes Leben in Zukunft formen und färben werden.
Doch bin ich der Meinung, dass man keine wirklich falschen Entscheidungen treffen kann, da nur die letztlich getroffene in die Welt des Realen angehoben wird und die anderen sehr wahrscheinlich nur bis zu diesem Zeitpunkt als Potential existieren.
Viele sagen immer wieder, du sollst deine Entscheidungen nicht bereuen.
Ich sage nur, du triffst letztendlich immer intuitiv die richtige Entscheidung und wenn durch sie nicht die Optimalen oder erwünschten Ergebnisse entstehen, so ist dies eine Lektion die es von Anfang an zu lernen galt.
Das haben mir meine Erfahrungen und viel Zeit der Reflexion über meine Handlungen gelehrt. Bedenkt aber bitte, dass dieser Gedanke von meinem Glauben an Gott und dessen individuellen Plan für uns begleitet wird.
Wenn wir im Hinterkopf behalten, dass es keine falschen Entscheidungen gibt, wird es uns leichter fallen auch den schwierigen selbstbewusst entgegenzutreten.
Oft sehen wir das Leben viel zu verkrampft. Steigern uns in irgendwelche Idealvorstellungen hinein, denen wir mit größten Mühen nachjagen und vergessen dabei das Leben wirklich zu leben, zu genießen und willkommen zu heißen.
Ich denke ein wichtiger Schritt in der Entwicklung ist es zu erkennen, dass nur unser eigenes Ego uns davon zurückhält ein erfülltes Leben zu führen.
Setzen wir uns hohe Ziele, besteht auch die Chance tief zu fallen wenn wir diese nicht erreichen oder sich das Leben einfach unkontrolliert in eine andere Richtung bewegt.
Bei letzterem würden wir sogar enttäuscht, obwohl es nicht in unserer Macht lag die Wendung zu bestimmen.
Schauen wir mal nach draußen in den Nachthimmel.
Das Universum ist riesig wenn nicht sogar unendlich und die Erde so klein dass sie kaum Erwähnung verdient. Auf ihr Milliarden von Menschen und du bist nur einer von ihnen.
Niemanden interessiert es, was wir letztendlich schaffen oder nicht. All das tun wir nur für uns selbst. Nichts materielle wird nach unserem Tod noch lange Bestand haben. Selbst die großen Künstler und Wissenschaftler werden irgendwann in Vergessenheit geraten.
Also sollten wir unseren Fokus doch lieber darauf legen während unseres Lebens zu lernen im Reinen mit uns und unserer Umwelt zu sein. Sollten unsere Energie darauf lenken die Liebe in uns an diese Welt zu verschenken und sie zu einem besseren Ort zu machen. Auf die Suche nach Sinn, Bedeutung und Leidenschaft gehen.
Es gibt keine falschen Entscheidungen. Viel öfter sollten wir das Leben einfach auf uns zufließen lassen. Denn das Leben ist ein Fluss gegen dessen Strömung wir nicht ankämpfen sollten. Ein interessantes Labyrinth, dessen Gewässer uns an immer neue Küsten spülen wird.

„Eine der wichtigsten Entscheidungen, mit denen ich mich in letzter Zeit auseinandersetzte war, ob ich dem Weg folgen sollte, den ich die letzten Jahre im Kopf hatte und im nächsten Jahr beginnen Physik zu studieren.
Oder sollte ich doch einen anderen Einschlagen und mich der Psychologie zuwenden?
Beides sind sehr unterschiedliche Gebiete und meine Entscheidung würde zu 100% den Verlauf meiner Zukunft maßgeblich beeinflussen.
Der erste wäre definitiv der leichtere Weg, da man für Physik keinen NC benötigt und ich auch außerhalb viele Wettbewerbe, Praktika und Empfehlungsschreiben für dieses Fach vorzuweisen habe. Ich würde mit Sicherheit an meiner Wunschuniversität angenommen werden und mich mit den Themen auseinandersetzten können, die mich schon als Kind nachts wachhielten.
Bei Psychologie dagegen könnte mein Abitur von 1,3 schon problematisch werden.
Nur wenn ich in einem Psychologischen Aufnahmetest (BaPsy) unter die besten 10% komme, würde ich die Chance haben an meine Wunschuni zu kommen. Ich müsste zudem vorher noch Praktika absolvieren, da ich in diesem Bereich zuvor noch keine Erfahrungen gesammelt habe.
Jedoch besitze ich schon seit meiner frühsten Jugend ein tiefgreifendes Interesse für die Psychologie, was ihr mit Sicherheit auch schon durch die Themenwahl meiner Texte gemerkt habt.
In Gesprächen blühe ich am meisten auf, wenn es darum geht, das Verhalten eines Menschen zu analysieren. Nichts bereitete mir je mehr Spaß als die Persönlichkeit eines Menschen oder einer fiktionalen Figur bis ins letzte Detail zu verstehen, bis ich ihre Handlungen vollkommen nachvollziehen oder sogar sicher voraussagen kann.
Wie sich zeigte, habe ich durch meine empathische Natur eine natürliche Begabung für genau diese Dinge, während ich in der Physik immer am sogenannten „Imposter Syndrom“ litt.
Vor einiger Zeit, habe ich zudem einen Menschen kennengelernt der es geschafft hat, den nun größten Teil meines Herzens für sich zu beanspruchen. Durch ihn habe ich viel über mich selbst gelernt. Habe mich von neuen Perspektiven von außen betrachten können. Habe mich auch der schwierigen Frage gestellt, wie ich mir meine Zukunft in 20 Jahren vorstellen kann. Als Physiker oder als Psychologe? Als Psychologe hätte ich mitunter auch deutlich mehr Freiheiten.
Vor ungefähr anderthalb Wochen habe ich dementsprechend meinen Entschluss gefasst, dem schwierigerem Pfad zu folgen und im nächsten Jahr anzufangen Psychologie zu studieren. Es wird keine falsche Entscheidung sein. Natürlich wird es schwer werden, doch vertraue ich auf mein Gefühl, dass dies der Richtige weg ist.“

Dies waren meine Gedanken vor noch wenigen Wochen.
Und ich habe meine Entscheidung geändert. Denn Gefühle brauchen Zeit um sich aus dem Nebel zu bewegen und klar für unseren Kopf zu werden.
Letztendlich befand ich mich in der Situation, in der sich alles in mir zusammen Krampfte und mir schmerzhaft bewusst wurde, wie sehr ich es bereuen würde mich nicht für Physik zu entscheiden. Ich bin mir inzwischen sicher, dass Gott all diese Abzweigungen nicht umsonst in mein Leben gelegt hat, die mich immer wieder zur Physik führten und mich mit einem Stolzen Gefühl in der Brust hinterließen. Ich denke es ist meine Aufgabe hier auf der Welt der Verbindung von Religion und Wissenschaft auf den Grund zu gehen und die Menschen ein kleines Stück näher an die Wahrheit heran zu führen.
Nicht nur die Gespräche über Psychologie bereiteten mir solche Freude, auch die über Physik zumindest im gleichen Maß, wenn nicht sogar mehr. Der Unterschied besteht nur darin, dass ich so gut wie niemanden habe, der diese Dinge versteht und interessant findet, mit dem ich über das sprechen kann, dem ich einen großen Teil meines Lebens widmen möchte. Es war gut zu warten und meine Perspektieve mehrfach zu verändern um die Dinge so real wie möglich betrachten zu können.
Ich habe Momente, in denen mir alles so klar erscheint und das Gefühl in mir, dass nichts von Bedeutung ist außer diesen Fragen auf den Grund zu gehen.
Auf dieses Gefühl werde ich vollstens vertrauen, da ich es auch mit meinem rationalen Verstand erkennen kann. Wahrheit ist die harmonische Einheit von Gefühl und Verstand.

Dieses Beispiel aus meinem eigenen Leben habe ich aufgeführt, damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie so eine Argumentationskette in meinem Kopf aussieht und welch dramatische Wendungen sie nehmen kann. Die Entscheidung die wir letztendlich treffen ist von so vielen Faktoren abhängig und bedarf Zeit und Weitsicht. Entscheidungen sind für niemanden leicht.

Nun möchte ich mich jedoch von diesem Beispiel entfernen und näher auf meine vorherigen Andeutungen eingehen, weshalb ich überzeugt bin, dass jeder von uns immer selbst tätig werden muss und seine Entscheidungen bewusst treffen sollte ohne sich davor zu verstecken.

WIR, DIE SCHÖPFER DER REALITÄT

Im Bereich der Quantenphysik existiert ein Konzept, dass unter dem Namen „Quantum Imortality“ bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine Theorie, die in ihrer Funktionsweise gut mit dem bekannten Gedanken Experiment von Schödinger‘s Katze verglichen werden kann.

Damit ihr meinen folgenden Schritten besser folgen können, möchte ich euch jenes Gedanken Experiment einmal kurz vor Augen führen.

Allgemein befindet sich, wie der Beobachter weiß, eine Katze in einer verschlossenen Box.
In dieser Box existiert zudem ein Mechanismus, welcher erfolgreich eine Giftampulle zerstört, wenn ein sich ebenfalls in der Box befindliches radioaktives Element zerfällt. Trifft dieser Fall ein, stirbt die Katze.
Es besteht also immer eine bestimmte Wahrscheinlichkeit, dass die Katze aufgrund des Kernzerfalls bereits gestorben ist. Genauso gut kann sie aber noch am Leben sein.
Solange der Beobachter die Kiste nicht öffnet und nachschaut kann nicht mit Sicherheit gesagt werden in welchem Zustand sich die Katze befindet. Man spricht daher in solchen Sachkomplexen auch von der sogenannten Superposition. Ein Objekt oder Subjekt, wie in diesem Fall eben die Katze, trägt dann das Potential zweier (oder mehr) Zustände in sich. Sie ist zur gleichen Zeit tot und lebendig.

Ähnlich kann dieses Prinzip nun auf den Prozess während des Treffens einer Entscheidung angewendet werden.
Bevor wir eine Entscheidung treffen, existieren also zunächst alle Möglichkeiten für den weiteren Verlauf des Lebens oder schlicht eines Ereignisses koherent. Es gibt zeitgleiche Potenziale für verschiedene Ausgänge. Das Leben oder das betrachtete Ereignis befindet sich also in einer Superposition.

An dieser Stelle spielt nun das bekannte Doppelspalt Experiment noch eine wichtige Rolle. In diesem, werden Elektronen auf einen Doppelspalt geschossen. Im Normalfall, wenn man nicht beobachtet durch welchen Spalt die Elektronen sich bewegen, entsteht auf der Leinwand ein sogenanntes Interferenz Muster. Die gleiche Gestalt zeigt sich auch bei Wasserwellen.
Die Elektronen weisen somit also einen Wellencharakter auf, solange dieser Character nicht von außen konkret nachzuweisen versucht wird.

Wird and dem Experiment nun ausschließlich die Komponente des Beobachters verändert, wird also gemessen durch welchen Spalt das Elektron sich bewegt, geschieht etwas phänomenales.
Auf der Bildfläche entsteht nun scheinbar durch reine Beobachtung kein Interferenz Bild mehr, sondern ein Teilchen Bild. Es sind zwei große Streifen Erkennbar.
Das Elektron verhält sich auf einmal wie ein Teilchen, obwohl an der
eigentlichen Vorrichtung, dort wo wirklich etwas „passiert“, nichts verändert wurde.
Dies ist der sogenannte Welle-Teilchen Dualismus der Quantenobjekte. Diese können Situationsbedingt beide Zustände annehmen.
So vereinfacht erklärt der bisherige Stand der Wissenschaft.

Auf die Quanten Immortality betrachtet, bedeutet das nun, dass wir wenn alle Verlaufsmöglichkeiten zunächst koherent existieren, so wie die Katze sowohl Tod als auch lebendig sein kann, nur durch eine Art von Beobachtung einen Zustand definieren können, der von unserem dreidimensionalen, weltlich begrenzten Verstand, wahrgenommen werden kann.
Und jene Zustandsdefinierende Beobachtung, ist in diesem Fall das Treffen der Entscheidung.
All diese Möglichkeiten existieren nicht nur in unseren Köpfen, sondern besitzen statistisch gesehen alle einen gewissen Wert an Existenz.
Doch wirklich in sie eingebettet werden können sie nur durch die getroffene Entscheidung.
Zumindest was unsere menschliche Grenze der Wahrnehmung betrifft.
Dadurch ergeben sich sozusagen die äußeren Rahmen Bedingungen der Wirklichkeit und durch die Veränderung dieser, erfolgt äquivalent mit der Zeit auch immer eine Veränderung unserer Identität.
Der Mensch ist Verknüpft mit seiner Umwelt, denn diese beeinflusst ihn, besonders in seiner Wahl. Doch auch der Mensch beeinflusst durch seine Wahl die Umwelt und damit wieder sich selbst. Der Kreis schließt sich.

Es ist also ähnlich zu Andy Clark‘s Feststellung, dass das Gehirn Erwartungen an die Realität stellt noch bevor diese mit unseren Sinnen wahrgenommen wird und dadurch nachweisbare Einflüsse auf unser Erfahren der äußeren Welt nimmt. Diese Erwartungen existieren immer auch wenn wir noch keine sinnvollen Erfahrungen haben. Genauso treffen wir auch immer Entscheidungen, denn auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung und genauso auch diese sie jemand anderem zu überlassen.
In all diesem Wirr War existiert meiner Meinung nach Gott, der die Fäden zieht und unsere Welt tatsächlich farbig gestaltet. Er, der einen Hauch von wahrem Ursprung in unsere Handlungen webt.

Verschiedene Theoretiker gehen auch davon aus, jede mögliche Entscheidung, für die man am Ende jedoch nicht gewählt hat, würde mit all ihren Verlaufsfolgen als Variante in einer anderen Realität weiter existieren.
Da kommt man zu dem springendem Punkt, der dieser Theorie ihren Namen verlieh. Denn es wird immer ein Paralleluniversum geben, in dem ihr irgendwie doch überlebt habt, was euch im Prinzip unsterblich machen würde. Deshalb überhaupt erst „Quantum Immortality“.
Ich möchte nun aber nicht weiter auf jene Viele-Welten Annahme eingehen.
Mir geht es darum euch zu veranschaulichen, dass ihr durch eure Entscheidungen weit mehr Einfluss habt als ihr vielleicht denkt. Selbst wenn es nur kleine und angeblich nichtige Entscheidungen sind. Denn schließlich formen wir damit die Realität.
Und dass ist, wie wir nun wissen, nicht nur irgendeine Redewendung, sondern eine wissenschaftliche Tatsache.

Durch Entscheidungen wird dem Leben hier auf der Erde also Raum geschaffen. Doch gehen wir noch etwas tiefer hinein in die Überlegung von physikalischer Seite aus. Eine Sache die mir aufgefallen ist, wenn wir die Realität schon mit den Quantenphysikalischen Phänomenen in Verbindung setzen, so sollten wir die Unschärferelation nicht außer Acht lassen.

Sie besagt im allgemeinen, dass je näher man die Position eines Teilchens kennt, umso weniger genau kann man dessen Impuls bestimmen.
Ein Paradoxon dass den Wissenschaftlern und Philosophen dieser Zeit mit Sicherheit das Leben alles andere als leicht macht.
Im übertragenen Sinne jedoch könnte das heißen, dass wir mit fest bestimmten Entscheidungen die Kontrolle über deren genauen Verlauf in der Zukunft verlieren.
Denn so kann die Entscheidung, wie vorher schon beschrieben als Äquivalent zur Beobachtung des Ortes eines Teilchens betrachtet werden. Durch die Entscheidung
definieren wir eine Art Position in der Raumzeit und durch viele getroffene Entscheidungen formt sich unsere materielle Wirklichkeit.
Nun ist der noch fehlende Vergleich zum Impuls ein Bewegungszustand bzw. eine Art Potential für Bewegung. Wie verhält sich das Teilchen, in welche Richtung soll es sich bewegen und mit welcher Geschwindigkeit? Wird es sich gleichförmig oder ungleichförmig bewegen? Vielleicht stelle ich besser die Frage: Wie sieht also seine Zukunft aus?
Was ich sagen möchte ist also, dass wir mit dem sicheren Treffen einer Entscheidung womöglich die Sicherheit verlieren, wo uns diese einmal hinbringen wird. Denn mit jeder Entscheidung öffnet sich ein neues Feld schier endloser Optionen.
Wenn sie mich fragen weshalb dass so ist, werde ich ihnen allerdings keine Antwort geben können, außer der Vermutung, dass Gott vielleicht nicht möchte das wir zu viel Wissen oder zu viel Kontrolle haben. Ich denke er will nicht, dass wir eine gewisse Grenze an Machtverfügbarkeit überschreiten.
Stattdessen haben wir dadurch ein Unbestimmtheit‘s Verhältnis von freier Wahl und Kontrollverlust, die zusammen einen harmonischen Zustand kreieren, wie er im beobachtbaren Universum eigentlich überall angestrebt wird und wiederentdeckt werden kann.

“Wenn Menschen Schönheit erkennen, erkennen sie auch das Hässliche. Wenn Menschen Gutes erkennen, erkennen sie auch das Böse. Sein und Nichtsein gebären einander.” – Dao de Jing über Harmonie (Das Yin und Yang)

SELBSTREFLEXION

Was aber macht das Treffen einer Entscheidung eigentlich mit unserem Inneren?

Der Prozess einer Entscheidung gibt uns, wie ich bereits erwähnte, die Möglichkeit uns selbst als individuelle Persönlichkeiten besser kennenzulernen. Die reflektiertesten Menschen sind ohne Zweifel jene, welche schon viele schwere Entscheidungen treffen mussten.
Nehmen wir nur einmal Markus Aurelius als Beispiel, wie er 19 Jahre lang das Römische Reich regierte und trotzdem einer der einflussreichsten Philosophen seiner Zeit und darüber hinaus wurde.
Dieser Herrscher schrieb unter anderem das Werk „Meditations“, dass auch heute noch oft zur Einführung in den Stoizismus gelesen wird.
Häufig bringen erst Situationen mentaler Enge, in denen eine wichtige und doch belastende Entscheidung getroffen werden muss, Dinge zum Vorschein, an die wir unter normalen Umständen nicht gedacht hätten. Und genau diese Entdeckungen sind es, die uns hinterfragen und zweifeln lassen und durch die wir immer wieder eine Metamorphose zu einer Weiseren und klügeren Version unserer Selbst durchlaufen.
Selbstreflexion ist der Schlüssel zur Weisheit auch über alles andere. Wir müssen zuerst uns selbst kennen und dann wird das Verständnis über andere keine große Hürde mehr darstellen.

Zwar sind wir alle individuell, doch teilen wir Menschen auch alle die gleichen Grundzüge und Triebe in uns, die am Ende immer hinter einer Handlung stehen. Ganz egal welche.
In uns regt sich das Bedürfnis, wir könnten die Position in der wir uns gerade befinden noch irgendwie verbessern.
Wir essen, weil wir das Hunger Gefühl loswerden wollen.
Wir ziehen uns eine Jacke über, weil wir nicht mehr frieren wollen.
Unseren Aktionen liegen meist viel Simplere Ursprünge zu Grunde als wir anfangs glauben.
Der große Unterschied liegt darin, wie wir diese Änderungen angehen oder auf äußere Faktoren reagieren, also im Prinzip unsere Persönlichkeit.

Meiner Meinung nach sollte aber auch die Ressilienz eine kurze Erwähnung verdienen.
Es gibt einen geringen Prozentsatz an Menschen, die sich häufig freiwillig Situationen aussetzen, die ihnen erst einmal alles andere als Komfort oder die direkte Verbesserung des körperlich- oder geistigen Zustandes liefert.
Doch auch dem liegt ein Ursprung zugrunde, der mit den Zügen unserer menschlichen Natur erklärt werden kann.
Denn diese Tätigkeiten, nehmen wir als Beispiel einfach mal Ultra Läufe (42km+), bringen Körper und Geist zunächst zwar erstmal sehr viel weiter weg von einem verbesserten Zustand, doch bringen sie dem Athleten auf längere Sicht eine große Verbesserung des Geistlichen. Hier zählen dann Dinge rein wie Stolz, Ego und Selbstzufriedenheit.
Viele treiben Sport und erlangen dadurch auf langfristige Sicht beides, einen verbesserten körperlichen und geistigen Zustand. Doch je extremer die Challenge, desto stärker der Drang nach dieser Art von mentaler Befriedigung.
Was ich mit all dem letztendlich sagen möchte ist, dass Entscheidungen und besonders stressige Umstände viel mit uns machen und wir, wenn wir den Entscheidungsprozess in tiefe analysieren, viel über unsere Motive, darüber wo diese herkommen und generell die menschliche Natur lernen können.
Es benötigt nicht immer stundenlanges Lesen von Fachbüchern um ein psychologisches Verständnis aufzubauen. Ich denke einen Großteil dieses Wissens steht uns direkt zur Verfügung, steckt in uns selbst und wir müssen nur lernen ihn für uns fassbar zu machen.

Fragen, die ihr euch auf diesem Weg, bei der Selbstbeobachtung während Entscheidungen, auf jeden Fall schon mal gestellt haben solltet und die auch ich mir häufig stelle, wären unter anderem:

Welche Motivatoren treiben mich an und warum?
Wo liegen meine Prioritäten und weshalb sind diese meine Prioritäten?
Wo wünsche ich mich in der Zukunft zu sehen und welchen Anteil zu diesem Leben hat mir meine Handlung geleistet?
Welcher Art von Argumenten schenke ich besonderen Wert bzw. überzeugen mich und Warum?

Das sind nur einige wenige Beispiele, die natürlich immer auf eine voraus gehend entscheidungstreffende Handlung abzielen und die ein bessere Verständnis der eigenen Werte ermöglichen sollen.

Wie schon angedeutet, kann aber auch eure Reaktion auf Beeinflussung von außen interessant sein. Stellt euch daher Fragen wie:

Bin ich eher offen für emotionale oder rationale Trigger
und wo könnte der Grund dafür liegen?
Suche ich nach Optionen die meinen eigenen Vorteil unterstützen oder den anderer?
Suche ich aktiv nach den Fehlern der mich beeinflussenden Quelle?
Bin ich offener für positive (verbessertes Selbstbild) oder negative (verschlechtertes Selbstbild) Beeinflussung?

Es sollte noch erwähnt werden, dass sich viele der Antworten auf solche Fragen in der Kindheit und generell frühen sozialen Erfahrungen finden lassen. Nicht umsonst nimmt die Entwicklungspsychologie einen so Großen Teil dieser Sozialwissenschaft ein.

In dem nun folgenden Abschnitt, werde ich nun einmal den Aspekt der Freiheit näher unter die Lupe nehmen. Dabei möchte ich aber keinen Bezug auf die sehr Umstrittene Frage nehmen, ob wir Überhaupt soetwas wie eine freie Wahl haben, sondern das einmal als gegeben annehmen und erforschen, weshalb wir diese Freiheit trotzdem so oft an dritte abgeben.

FREIHEIT, EINE LAST ?

Einer der einfachsten Wege um den Momentan Zustand zu verbessern ist es, so wenig Anstrengung wie möglich aufbringen zu müssen. Und das gilt für alle Arten von Anstrengung. Besonders Entscheidungen beanspruchen große Teile der Energie unseres Geistes.
Wie auch in Dostoyevski‘s Kurzgeschichte „Der Großinquisitor“ bereits angestoßen wurde, kann somit die Freiheit der Wahl als Last betrachtet werden. Besonders, wenn das Individuum gering Ausgeprägte Wertevorstellungen für das eigene Leben hat, so ist die Verlockung der kurzzeitigen Befriedigung durch das Abgeben der Freien Entscheidungsmöglichkeit häufig die erste Wahl, obwohl das Nutzen dieser Freiheit auf langfristige Sicht mehr Vorteile bringen würde.
Schon allein Evolutionsbiologisch ist der Mensch einfach darauf programmiert diese schnelle Befriedigung zu suchen, weil dies was z.B. die Nahrungssuche anbelangte oft lebenserhaltend sein konnte.
Ihr seht also, auch hier spielt Willenskraft und aufgebaute Selbstreflexion wieder eine wichtige Rolle um für den eigenen Organismus die richtige Entscheidung, nämlich das Treffen einer Entscheidung, zu treffen.
Betrachten wir jedoch noch einmal genauer Dostoevsky‘s Sichtweise zu diesem Thema.

In seiner Kurzgeschichte, die in sein großes Werk „Die Brüder Karamazov“ eingebettet ist, schildert er eine Situation während der römischen Inquisition, in der Jesus erneut auf die Erde kommt und vom Großinquisitor festgenommen wird.
Dieser hat vor Jesus am nächsten Tag auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. In der Nacht besucht der Großinquisitor den Gefangenen und führt eine Art Selbstgespräch, denn Jesus selbst antwortet auf keine seiner Fragen.
Es handelt sich um seine Rechtfertigung, weshalb er sich selbst in der Position sieht direkt gegen Jesus handeln zu können.
Er argumentiert, Jesus habe die Menschen mit ihrer Freiheit dem Elend überlassen. Habe zu viel von ihnen erwartet. Das einzige was sie sich ja wünschten, wäre es ihre Freiheit abzugeben an ein System von Herrschern, die ihre Entscheidungen für sie treffen, eine Richtung vorgeben, durch die sie sich wieder in Sicherheit wiegen könnten. Und diese Rolle sieht er in sich selbst verkörpert.
Der Großinquisitor meint, es gäbe einen nur viel zu geringen Anteil an Menschen, die selbstlos und entschlossen genug sind um diesem Ideal von Jesus zu entsprechen.
Das seine Aufgabe an die Menschen einfach nicht realistisch und zu verantworten sei, da sie sich gegen die menschliche Natur richte.
Doch Jesus einzige Reaktion ist ein Kuss auf die Lippen des alten Mannes, woraufhin er ihn freilässt.
Jesus zeigt Mitleid dem Greis der ihn in Flammen brennen lassen will, weil er weiß das er im Recht ist. Der Großinquisitor hielt ihm diese große Argumentation, weil er selbst genau weiß, dass er im Unrecht ist.
Denn so ist Jesus selbst die Verkörperung der größten Weisheit und er hat diese „unmögliche“ Erwartung an die Menschen gestellt, weil die Menschen nur so ein Leben frei von Sünde werden führen können.
Die Freiheit ist ein Geschenk Gottes und der Mensch muss von selbst lernen dieses zu nutzen und zu ehren.
Durch die Abgabe dieser Freiheit an andere, ermöglichen wir denen Macht über unsere Person.
Macht ist eine Krankheit, eine Sucht, die den Menschen nach immer mehr streben lässt. Diese vom Teufel propagierte Gier treibt den Menschen immer weiter in das sündhafte Leben und lässt ihn vom rechten Weg abkommen. So gibt selbst der Großinquisitor zu, das er und sein Gefolge schon lange nicht mehr Gott, sondern „ihm“, dem Teufel dienen. Er behauptet durch diese Arbeit die Last der Menschen auf seine eigenen Schultern zu hieven, doch in Wahrheit öffnet er nur das Tor des Teufels in diese Welt.
Der Mensch muss einen Teil seiner Menschlichkeit aufgeben um nach dem Weg Jesu leben zu können und dazu Gehört das Nutzen seines Geschenkes an uns.
Das Nutzen der Freiheit.
Es ist schwer sich gegen seine eigene Natur zu wenden und einen höheren geistigen Zustand zu entwickeln, von dem aus man agiert. Und doch ist genau das die richtige Handlungsweise. Auch der Großinquisitor wusste das in seinem Inneren, was auch der Grund für seine Scharfe Argumentation genau in die entgegengesetzte Richtung ist und weßhalb er Jesus am Ende doch hat gehen lassen.

Unsere Freiheit zur Entscheidung ist also eine der Möglichkeiten die Gott uns schenkt um ein Leben frei von Sünde erreichen zu können.

Eine thematisch ähnliche Argumentation, der Notwendigkeit des Verlusts der eigenen freien Entscheidungswahl für das Wohl der Allgemeinheit, wurde auch im Text „Der Staat als Leviathan“ von Thomas Hobbes aufgegriffen.
Ich möchte euch eine kurze Zusammenfassung zu seinen Auffassungen und Blickrichtungen erklären, um besser hervorheben zu können, weshalb ich noch immer denke, dass wir die Freiheit stattdessen als Geschenk betrachten sollten. Ich also nicht Hobbes Meinung sein kann.

Hobbes geht zu Beginn davon aus, der Mensch finde sich allgemein auf einem Niveau wieder, welches alle gleich sein lässt. Die individuellen Stärken und Schwächen einiger gleichen sich dabei gegenseitig wieder aus. So könne also nie ein Mensch über dem anderen stehen.
Auch subjektives wie Inteligenz oder jegliche spezielle Fähigkeiten beschreibt er als etwas erlangbares, etwas das jeder erreichen kann, wenn er mit gleichen Methodiken und gleichem Zeitaufwand daran arbeitet.
Nun lenkt Hobbes diese Gleichheit des Menschen auf das unweigerliche Resultat der ebenso gleichen Begehrung. Woraus wiederum Konflikt und Krieg gegeneinander entspringt, da wir nicht alle unsere Ziele erlangen können, nicht alle die gleiche Befriedigung. Einer möchte immer über dem anderen stehen.
Hobbes erklärt, dass dieser Krieg von jedem gegen jeden nur aufgehalten werden kann, wenn es eine eindeutige Macht gibt, die ebenfalls durch Gewalt das Machtstreben der anderen unterdrückt.
Er begründet die weitere Notwendigkeit einer solch übergeordneten Macht, mit der Drohung eines ansonsten herrschenden Chaos. Denn gib es keine übergeordnete Macht, so gibt es auch kein Gesetz und damit keine Definition von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.
An der Stelle möchte ich Hobbes jedoch wiedersprechen, da ich der Meinung bin das wir auch ohne festgelegte Regeln noch immer ein von Natur aus in uns verankertes moralisches Gesetz besitzen, welches zumindest ansatzweise die gute Seite der Humanität mit einfließen lassen würde und völliges Chaos zu verhindern wüsste.
Der Mensch ist ohne Zweifel zu großen Teilen Fehlerhaft und moralisch grau gezeichnet. Aus dem Egoismus, der uns leitet entspringt jedoch auch das Wissen, das alle um uns herum die gleichen Bedürfnisse besitzen wie wir selbst. Wenn es der Mensch schafft sich bewusst zu werden, das alle um ihn herum genau so Individuen sind wie er selbst, so will ich glauben, dass es nicht nur Krieg eines jeden gegen jeden ist, sondern vielleicht auch die Nächstenliebe die uns lenken könnte.
Werden wir also durch Gewalt in ein Diktatorisches System gezwängt werden und somit unsere eigene freie Entscheidungswahl verlieren, so befindet sich der Geist in einem ständigen Zustand von Angst.
In einem ständigen Zustand der Wachsamkeit und des Überlebenswillens. Diese Faktoren verstärken unsere Ich-Bezogenheit und wir verlieren somit alle Möglichkeiten unsere Fähigkeit zur Nächstenliebe auszubauen.
Wir verlieren die Perspektieve in unserem Leben. Die Farben der Zukunft verschwimmen zu einem hässlichen grau. Denn es gibt nur noch einen Weg nach vorne, einen Weg zu leben und er ist für alle gleich.
Unser Geist, unsere Fantasie, der Erfinderdrang und die Neugier verkümmern und übrig bleibt eine Armee seelenloser Hüllen.
Wollen wir neues entdecken, in Frieden leben und das Leben als etwas einzigartiges verehren, kann das Modell von Hobbes keine Lösung sein.
Wir müssen uns über die Grenze des schlechten im Menschen hinwegbewegen, unseren Horizont erweitern und auch das Gute zu erkennen vermögen was in uns steckt. Dieses müssen wir kultivieren. Müssen den Schritt gehen und selbst entscheiden. Nur so können wir unsere Gesellschaft vor ihrem Verfall zu diesen Seelenlosen Hüllen bewahren.
Wie könnten wir sonst je selbst gut werden, wenn wir unsere Augen davor verschließen auch das Gute in anderen zu sehen?
Gott kann dir nur vergeben wenn auch du vergeben kannst. Er kann nur das Gute in dir sehen, wenn du es auch in anderen wiedererkennst.
Auch wenn nicht alle Länder in einer solchen Diktatur leben, wie sie von Hobbes beschrieben wurde, bewegen wir uns doch trotzdem auf das gleiche Verhaltensmuster zu. Nicht durch den Leviathan, sondern durch die Meinung der Masse und der geziehlten Manipulation des Systems auf die Abhängigkeit durch unsere ursprünglichsten körperlichen Bedürfnisse. Wir müssen etwas tun und nicht nur dabei zusehen wie wir uns gegenseitig selbst vergiften.
Wir besitzen die Wahl „Nein“ zu sagen und uns dagegen zu entscheiden.

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Categories Observations, Hope for the future

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IN MELBOURNE

ANKUNFT & ERSTE EINDRÜCKE

Ich befinde mich nun seit bereits 4 Tagen hier in Melbourne (Wahrscheinlich eher 5-7, bis ich den Beitrag hochgeladen habe).
Allerdings fühlt es sich so an, als sei ich schon deutlich länger hier. Ich denke der Grund dafür liegt darin, dass ich sehr viel Zeit an der Frischen Luft verbracht habe und die Stadt zu Fuß besichtigt habe. Jeden Tag bin ich um die 25km gelaufen und habe mir versucht einen ersten Überblick zu verschaffen. Das ist natürlich nur bedingt möglich ist, bei einer so flächengroßen Stadt wie Melbourne eine ist.
Doch möchte ich bereits hervorheben, es gibt nicht umsonst das bekannte Phänomen, welches schönes schnell und unschönes langsam vergehen lässt.

Im Vergleich zu Saigon fühle ich mich hier aber definitiv wohler, da mindestens 80% der Stadt gar keinen wirklichen Großstadt Charakter zeigt. Durch die vielen Parks und Grünflächen, sowie der eher ländlich angehauchten 2-Stock Häuser, hat man das Gefühl sich in einer Art größerem Dorf aufzuhalten. Trotzdem bekommt man alles was man braucht im Umkreis von höchstens einem Kilometer, was definitiv eine Möglichkeit ist, die ich zuvor so noch nicht kennengelernt hatte.

Die ersten 3 Nächte meines Aufenthaltes hier, verbrachte ich durch die Organisation eines Programms in einem Hostel. Abgesehen von Schulausflügen, war dies das erste Mal für mich, dass ich in solch einem Gebäude allein übernachtet habe.
Von gewissen Ausnahmen mal abgesehen, waren die meisten dort Mitte zwanzig und bereits mit ihrem Studium fertig. In gewisser Weise passte ich durch mein Alter und mein, wie mir nachgesagt wurde, noch jüngeres Aussehen also nicht wirklich in irgendeine Gruppendynamik hinein.
Sie trinken und feiern. Jeden Tag, kaum andere Aktivitäten passen in diesen stressigen Zeitplan.
Wie ihr sicher aus meinen vorherigen Blogeinträgen schon entnehmen konntet, bin ich durch viele Gründe nicht sonderlich begeister von diesem Lebensstil. Was mich jedoch beschäftigt hat, ist dass diese Studis teilweise tagelang gereist sind, nur um den gleichen Aktivitäten nachzugehen, die sie auch in ihrer Heimat hätten tun können.
Ein Mädchen, welches schon deutlich länger dort war als ich, meinte dass sie noch nicht einmal die Stadt richtig erkundet hatte.
Was das angeht, scheine ich differenzierte Erwartungen mitzubringen als viele meiner Mitmenschen. Mir geht es beim Reisen gerade darum möglichst viele neuartige Erfahrungen zu machen, unbekannte Orte zu erkunden, vielleicht sogar ein bisschen Abenteuer zu finden und über mich selbst zu lernen, mich weiterzuentwickeln. Nicht einfach nur das zu wiederholen, was ich bereits kenne.

Während meines Aufenthalts und der ersten sich bietenden Möglichkeit wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen, ist mir bewusst geworden, dass es mir tatsächlich sehr schwer fällt neue Kontakte zu knüpfen.
Das ist nichts, was ich nicht schon immer gewusst habe, nur dachte ich aus mir unbekannten Gründen vermutlich in Australien würde es mir auf einmal leichter fallen.
Ich fühle mich sehr unsicher in dem was ich sagen soll und wie ich mich verhalten soll. Ganz zu schweigen davon, dass da durchaus ein großer Unterschied drin besteht ob ich 1000 Seiten Englisch Lesen kann oder ein freies Gespräch führen soll.
Zum ersten Mal merkte ich, dass meine Sprachkenntnisse deutlich schlechter sind als ich immer angenommen hatte. Es ist eben schwieriger direkt sprechen zu müssen, als genügend Zeit zum nachdenken zu haben, wie wenn man nur Nachrichten schreibt.
Ich bin außerordentlich gespannt, wie sich dieser Punkt zum Ende meiner Reise entwickelt haben wird.
Jetzt wo ich diesen Text noch einmal überarbeite und bereits ein paar weitere Tage vergangen sind, muss ich jedoch sagen, dass sich dieser Punkt deutlich verbessert je mehr man ins Gespräch mit anderen kommt und je weniger Anspannung man in sich trägt.
Es hat also weniger mit den eigenen Fähigkeiten als den äußeren Umständen zu tun.
Der Akzent der Australier bzw. oft auch der Briten oder Amerikaner in Verbindung mit den lauten Stadt Geräuschen im Hintergrund, macht mir das Leben also oft unnötig schwer wenn es darum geht Konversation zu führen.
Nichts desto trotz habe ich das Gefühl mich in der Hinsicht in den letzten paar Tagen schon verbessert zu haben. So ist es wohl wenn man allein auf Reisen ist. Ich kann regelrecht fühlen wie diese innere Anspannung in mir von Tag zu Tag nachlässt.
Ich denke wenn die Menschen mich nicht sprechen hören, können sie schon nicht mehr sagen, dass ich eigentlich nicht hier hingehöre.
Aber sowieso, wer weiß schon selbst wo man eigentlich hingehört?

Am letzten Tag meines Hostel Aufenthaltes habe ich meine Mitbewohnerinnen mit einem Mann sprechen hören, der gerade an einem Buch schreibt, welches er hoffentlich bald veröffentlichen kann.
In diesem soll es unter anderem darum gehen, wie wir nur durch unsere Gedanken erst Probleme kreieren, die so ansonsten gar nicht existieren.
Wie unsere Mentalität mal wieder einen unglaublichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Realität haben. Das Thema hatte mich sofort in seinen Bann gezogen.
Als die partysüchtigen Mädchen aus dem Zimmer gingen, habe ich mir ein Herz gefasst und ihn ebenfalls zu seinem Buch befragt.
Erst dann eröffnete sich mir, wie freundlich er eigentlich war. Er berichtete mir, dass er bereits vieles in seinem Leben durchmachen musste und irgendwann, nachdem er bereits viel gelesen hatte, anfing nach eigenen Antworten für sein Leben zu suchen, welche er nun in seinem Buch niederschreibt.
Man findet zwar zu wohl jedem nur vorstellbarem Thema verschiedenste Lektüre, doch wir alle sind so besonders, wir alle können ab und zu so unkonventionelle Ideen oder Ahnungen in uns tragen, dass wir manchmal den Mut fassen und sie selbst an die Öffentlichkeit tragen müssen. Selbst einmal der erste sein. Ich achte ihn für seinen Mut genau das zu tun.
Bald werde ich die Möglichkeit haben seinen Draft noch vor der Veröffentlichung zu lesen. Darüber hinaus hat er mich zu Sri Lankischem essen (seiner Heimat) eingeladen.
Auch wenn diese Verabredung am Ende nicht stattfinden konnte, bin ich doch froh meinen Mut zusammen genommen zu haben und jemanden von mir aus anzusprechen. Sonst hätte ich nie diese interessante Bekanntschaft machen können.
Danke Gott, für den Mut den du mir gegeben hast.

Was den Rest jedoch angeht, möchte ich mir fest vornehmen, nicht mehr darüber nachzudenken, wie ich auf die anderen Menschen wirke, sondern einfach immer so authentisch wie möglich zu sein.
Denn mir ist wohl bewusst, dass es mich auf lange Sicht nicht weiter bringen wird, wenn ich es allen versuche Recht zu machen. Das raubt mir unnötige Energie. Mein Ziel sollte es sein, durch authentisches Verhalten nur die Menschen in meinem Leben zu haben, die genau dort auch hingehören und mit denen ich gegenseitig mentalen Profit erwerben kann. Ich möchte nur Menschen in meinem Leben, die mir meine Zeit und Energie nicht rauben, sondern durch die es sich für mich wie ein Geschenk anfühlt meine Zeit zu investieren.

Nun noch einmal ein paar Wochen zurückgedacht, weil es mir in meinem ersten Eintrag leider entfallen ist zu erwähnen.
Eine Sache, die mir während meines Fluges mehrfach aufgefallen war, ist dass diese Leute zwar alle ein Ziel im Kopf haben, wenn sie sich in einen Flieger über tausende, manchmal zehntausende von Kilometern machen. Doch sobald sie angekommen sind und das Flugzeug wieder auf festem Boden rollt, ändert sich ihr Gesichtsausdruck kein bisschen.
Alle haben sie wie versteinerte Mienen, die kaum etwas an Individualität durchscheinen lassen. Sie zeigen keinerlei Freude, obwohl sie ihren Zielort endlich erreichen konnten.
Wir sollten also besser, wie auch in meinem ersten Eintrag schon erwähnt, im Hinterkopf behalten, dass es deutlich gesünder ist den Weg selbst als Ziel zu betrachten.
Denn bewegt man sich nur stur auf ein bestimmtes Ziel zu, ohne die Bäume rechts und Links wahr zu nehmen, so steht man am Ende vor nur einem Baum, zwar dem den man gesucht hat, doch hat man versäumt den ganzen Wald ringsum zu erkennen.
Möglicherweise findet sich in dem Wald ein noch viel passenderer, beeindruckenderer Baum als den, welchen man gesucht hat.
Strickte Ziele werden nur kurze und vielleicht sogar überhaupt keine Freude bringen.
Generell hat mich diese Emotionslosigkeit in den Flugzeugen, aber auch hier in der Stadt mehr als schockiert.
Ja, dort wo ich herkomme, war es rückblickend gesehen auch nicht wirklich anders. Doch fällt es mir erst jetzt in dieser länger anhaltenden Menge an Menschen um mich herum wirklich auf, wie extrem dieses Phänomen eigentlich ist.
Es macht mich ein wenig traurig zu sehen, wie wir alle immer höhere Mauern um uns herum aufbauen und somit die Leichtigkeit von Konversation zu schwinden scheint. Die Technik unterstützt uns dabei nur und treibt einen Keil zwischen die Menschen.

Anbei möchte ich kurz ein Paar Worte über eines der Bücher verlieren, die ich momentan am Lesen bin. Auch „Modern Romance“ von Aziz Ansari, setzt sich mit dem Thema auseinander, wie Smartphones heute speziell unser Dating-leben beeinflussen.
Er sagt unter anderem, gestützt durch viele Quellen, dass die neue Generation nachweislich die Fähigkeit verliert spontane Gespräche zu führen.
Dies unterstützt meiner Meinung nach ganz gut das Phänomen vieler (nicht nur junger) Leute, kaum Mimik nach außen hin zu zeigen und bei jeder nicht gefüllten Minute auf das Display zu schauen, um weiteren potentiellen Kontakten aus dem Weg zu gehen. Und weshalb? Aus Angst dem unbekannten Gesprächspartner nicht zu genügen sollte es tatsächlich zur Konversation kommen. (Ich beziehe mich ganz bewusst auf diese Behauptung, da es mir wieder strebt glauben zu wollen, dass ein Großteil der Menschen einfach nur für sich sein will und sich für niemanden außer sich selbst interessiert.)
Ein ziemlicher Teufelskreis wenn ihr mich fragt. Aber ich bin selbst nicht das beste Beispiel. Zwar schaue ich nicht in jeder freien Minute auf mein Smartphone, doch habe ich ebenfalls noch einen weiten Weg vor mir, meine Angst vor lockerer Konversation ablegen zu können.

Ich muss allerdings auch zugeben, dass der Ruf der Australier sehr freundlich zu sein nicht unbedingt falsch ist.
Viele Leute haben mich auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln bereits angesprochen, aufgrund von Nichtigkeiten wie beispielsweise, meinem T-Shirt oder ob ich auch coole Tricks kann mit meinem Skateboard. So eine, in diesen Fällen wirklich positiv behafteten Erfahrungen habe ich in Deutschland nicht sammeln können.
Es ist also wieder so wie mit allem. Ja der Großteil der Menschen ist in seiner eigenen kleinen Welt und versucht sich nach außen hin abzukapseln, aber es gibt eben auch ein paar angenehme Ausnahmen.
Ich wünschte mir nur, wir könnten uns alle etwas offener, freundlicher und unvoreingenommener gegenüber einander verhalten.

Bevor ich hier her gekommen bin, besaß ich die Erwartung, dass es mir sehr schwer fallen würde über einen so langen Zeitraum mehr oder weniger allein und völlig auf mich gestellt zu sein. Tatsächlich ist das jedoch kaum der Fall.
Obwohl ich die ganze Zeit für mich bin, fühle ich mich in keinster Weise einsam.
Und das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich weiß, dass zuhause Menschen auf mich warten von denen ich geliebt werde. Überhaupt schon, dass ich sagen kann, dass ich ein zuhause habe, einen Platz wo ich hingehöre. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Mir ist bewusst geworden, dass ich dieses Geschenk nie einfach als gegeben hinnehmen sollte, denn gibt es schließlich Millionen von Menschen, die diesem Glück nicht zu Teil werden.
In gewisser Weise fühle ich mich trotzdem irgendwie schlecht, gerade weil ich scheinbar kein wirkliches Problem damit habe allein zu sein.
Ein Teil von mir scheint zu glauben, dass ich es jemandem schulde mich mir deswegen vorwürfe zu machen.
Früher dachte ich auch immer, dass die Leute einen verurteilen würden, wenn man ganz allein verschiedene Dinge unternimmt. Aber ich weiß nun, dass dies absolut nicht der Fall ist und in Wirklichkeit sehr viele Menschen häufig nur Zeit mit sich verbringen oder einfach so wie ich völlig allein die Welt bereisen und trotzdem hält sie das nicht von der Möglichkeit neue Erfahrungen zu sammeln ab.
Worin eher meine Sorge liegt, ist dass ich das Gefühl habe nicht emotional genug reagieren zu können.
Die meisten jungen Leute in dieser Generation verfolgen das Ziel so tough wie möglich zu werden. Sie wollen sich von niemandem unterkriegen lassen, der starke Löwe in einem Gehege voller Schafe sein.
Ich denke dieses verhalten entsteht entweder ebenfalls durch viele schlechte Erfahrungen oder dem Massenphänomen einfach so sein zu wollen wie alle.
Doch auch wenn ich nicht nach Schwäche suche oder emotionaler Abhängigkeit, so bin ich mir darüber bewusst geworden, dass es für mich eines höheren Wertes ist all meine Gefühle voll spüren zu können.
Ich weiß, dass mein Unterbewusstsein mich nur vor zukünftigem Schaden zu bewahren versucht, doch möchte ich die Dinge so fühlen wie ich weiß dass ich dazu in der Lage bin. Die guten wie auch die schlechten. Denn in meiner Betrachtungsweise sind es die Gefühle, die uns zu etwas besonderem machen. Deren Ursprünge manchmal so plötzlich und unerklärlich sind, dass die Psychologie sich an ihr die Zähne ausbeißt. Dass macht das Leben für mich interessant.
Deshalb werde ich bewusst daran arbeiten, diese Fassade bröckeln zu lassen. Bis ich sie endlich durchstoße.

In den letzten Tagen habe ich jedoch auch gemerkt, wie falsch ich in meiner Einschätzung von Melbourne lag.
Eine Stadt, die ich nicht mal in meinen 4 Monaten Aufenthalt hier völlig erkunden könnte, so war erst mein Eindruck.
Aber wie sich zeigt, habe ich mich mal wieder selbst mächtig unterschätzt.
Nun, wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich seit ungefähr 2 Wochen hier und kenne meine Umgebung so gut, dass mir anfängt langweilig zu werden.
Die Stadt gibt mir in gewisser Weise das Gefühl eingesperrt, ja gefangen zu sein an einem einzelnen Ort obwohl dort ein ganzer Kontinent zu meinen Füßen liegt und nur darauf wartet von mir erkundet zu werden.
Einen Fuß vor den anderen setzend wartet vor meiner Haustür auf mich nichts als Lärm, Gestank, Verkehr und abertausende unbekannter, ausdrucksloser Gesichter.
Ich habe mir überlegt zunächst einen weiteren Monat hier zu bleiben. Sollte sich dieses Gefühl bis dahin jedoch nicht geändert haben, werde ich wohl meinen Rucksack packen und das Land bereisen.
Auf der Suche nach einer Sache, die sich nicht benennen lässt.

Manchmal denke ich mir, irgendein Teil in meinem Inneren hätte wohl geglaubt dass diese Reise so weit weg von Zuhause, dem Ort wo alles „passiert“, bedeuten würde, dass ich während meiner Abwesenheit einfach aufhören würde zu existieren.
So als hätte ich meine Existenz an die Perspektive der Menschen gebunden die ich liebe. Nicht als ob ich eine individuelle Perspektive hätte.
Ich glaube mir schon oft einfach eine Pause von mir selbst gewünscht zu haben. Einen Schalter umzulegen, der für eine bestimmte Zeit alles schwarz werden lässt und mir die Möglichkeit gibt endlich wieder zu Laden.
Doch vergeblich, wohin ich auch gehe, ich existiere immer weiter und mein Kopf denkt immer noch.
Manch Gedankenschleifen würde ich ihm gern ein für alle Mal austreiben. Doch scheinen sie so tief verwurzelt dass Alle Müh keine Früchte trägt.

Wenn ich eine Lektion zusammenfassen müsste, die ich durch meine bisherige Reise gelernt habe, dann wäre das wohl, dass die Erde auf bestimmte Weise überall gleich ist.
Ganz egal wo man sich befindet, aus dem Grund, dass wir Menschen einer Spezies angehören und im Endeffekt weniger individuell sind als wir wohl meist glauben.
Die Erde ist variabel, doch wir erschaffen sie zu überall sich gleichenden Metropolen und nehmen ihr diesen Zauber.
Das wonach ich Suche, kann man an keinem Ort finden, vielleicht in der nächsten Dimension, aber ganz bestimmt in meiner Vorstellungskraft.

Bis zum nächsten Mal in diesem Format. 30.10.2024

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WAS IST DAS ZIEL?

Um ganz genau zu sein existiert so etwas wie ein Ziel eigentlich nicht und schon gar nicht auf einer Reise. Ich möchte es lieber in den Worten Konfuzius ausdrücken: „Der Weg ist das Ziel.“
Am 15.10.24 habe ich mich auf eine Reise nach so zu sagen der anderen Seite der Welt gemacht.
Das ist zumindest das, was ich allen erzähle, wenn ich gefragt werde, was ich die nächste Zeit machen werde.
Doch in Wirklichkeit, soll es eine Reise zu mir selbst sein.
Ich habe vor, besser herauszufinden, wer ich bin, was ich Will und was ich eigentlich denke von der Welt und all dem Rest.
Das „Ziel“ war Australien, Melbourne um genau zu sein, doch werde ich mich in den nächsten Monaten auch zu vielen anderen Orten bewegen und am Ende in ein völlig anderes Land in einem anderen Kontinent als zu beginn geplant reisen.
Denn das Leben hält immer Überraschungen für dich offen und ändert manchmal deine Pläne völlig gegen deinen Willen. Das habe ich in letzter Zeit definitiv gelernt. Gott weiß schon was er mit dir vorhat und fast immer ergibt sich durch die Veränderung eine noch bessere Situation. Doch das sind Geschichten die dann erzählt werden sollten, wenn ich sie erlebt habe.
Was ich in den nächsten Monaten also gedenke zu tun, ist es euch auf meine Reise mitzunehmen. Euch von den Orten zu berichten die ich besuche, was mir dort aufgefallen ist, welche Erfahrungen und Schlüsse ich für mich ziehen konnte.
Es gibt eben zwei Ebenen auf denen mann so etwas betrachten kann. Ich möchte euch also nicht nur von den Orten erzählen, von dem was eben passiert ist, der sogenannten ersten Ebene, sondern viel mehr von meinen Erkenntnissen. Eben nicht von der „Reise“, sondern von der „Reise zu mir selbst“, der zweiten Ebene und dem wirklichen Grund für mein Aufbrechen.
Denn im Endeffekt ging es mir nicht anders als vielen jungen Leuten.
Auch ich hatte das starke Bedürfnis einfach mal „raus“ zu müssen. Also warum nicht gleich direkt ans andere Ende der Welt? Weiter weg geht ja schließlich nicht mehr.

ERSTER STOPP: HO-CHI-MINH-CITY

Gewisse Dinge sind mir in meinem 16 Stündigen Aufenthalt hier in Saigon auf jeden Fall klar geworden.
Nie könnte ich mir vorstellen selbst auf Dauer in einer solchen Großstadt zu leben.
Und dass hat verschiedene Gründe. Wohin man auch geht, findet sich unglaublicher Verkehr.
Auf meinem zwei stündigen Ausflug hin zur hiesigen Notre Dame, hatte ich bei der Überquerung der Straßen mehrfach ernsthafte Angst um mein Leben. Ich fragte mich wie viele Todesopfer es in dieser Stadt wohl jährlich aufgrund von Traffic geben muss. Doch den Bewohnern schien dass alles so gut wie nichts auszumachen. Wenn der Fußweg wie so häufig von kleinen Straßen Geschäften belegt war, spazierten sie eben eifach auf die stark befahrene Straße ohne sich umzusehen das auch niemand von hinten kam. Auch an großen Kreuzungen schien sich niemand wirklich an Verkehrsregeln zu halten, wenn es solche dort überhaupt gibt. Irgendwie hat trotzdem alles für sich funktioniert. Fast so ein bisschen, wie wenn man einen Ameisenhaufen beobachtet. Man hat das Gefühl, dass alle völlig chaotisch durcheinander wuseln und trotzdem hat in Wahrheit jeder seine Aufgabe.
Das zweite no Go, welches ich aber auch schon in vielen anderen Großstädten beobachtete ist der unangenehme Geruch. Teils verursacht durch Müll, ja auch die vielen Menschen oder eben die Fumes. Obwohl Saigon wahrscheinlich eine der grünsten Städte überhaupt ist, gibt es wohl Gründe, weshalb ein Großteil der Menschen Masken trägt. In so gut wie allen Seitenstraßen fanden sich viele Bäume, kleine Büsche oder sogar richtige Palmen. Auch einen großen Park habe ich mehrfach durchquert.
Es beeindruckte mich stark, wie noch vor 7 Uhr unzählige Menschen in diesem Park joggen waren oder an zahlreichen öffentlich zugänglichen Callistenics Bänken trainierten. Das habe ich in dem Ausmaß so diszipliniert noch nirgends beobachten können.
Es schien einfach ganz natürlich und fast schon ohne Mühe, dass vor der Arbeit so zeitig Sport getrieben wird, ganz egal ob jung oder alt.
Der dritte Punkt, der mich für meine längere Zukunft jedoch von solchen Großstädten fernhalten wird, ist die enorme Lautstärke, die ebenfalls durch den Traffic erzeugt wird.
Wenn die Menschen etwas zu mir sagten, konnte ich sie durch dieses penetrante Hintergrundgeräusch entweder nur sehr schwer oder fast gar nicht verstehen.
Ich könnte mir nicht vorstellen, mich jemals an diesen ständigen Lärm zu gewöhnen. Doch müssen es die Vietnamesen zu meiner Verwunderung ja irgendwie geschafft haben. Ansonsten hätte ich die Jugendlichen nicht zum HipHop Tanzen oder die etwas älteren sich zu kulturellen Tänzen bewegen sehen.
Ich für meinen Teil musste mir nach den ersten 500m außerhalb des Flughafens Geräusch filternde Kopfhörer aufsetzen, da ich bei dem Lärm bereits begann noch stärkere Kopfschmerzen zu entwickeln, als ich durch die Übermüdung eh schon hatte.
Ich konnte auch beobachten das in diesem südlichen Land einige Menschen deutlich offener und zugänglicher sind als in den eher westlichen Ländern.
So hat ein Vietnamese mich einfach angesprochen, nachdem er durch mein zögerliches Straßenüberqueren bemerkt hatte, dass ich ein Tourist bin und gab mir ein paar nützliche Tipps um in dem Land zurecht zu kommen. Er erzählte mir aber auch etwas von seinem Leben und ich von meinem, was ich als sehr angenehm empfand und mir mehr Selbstsicherheit in meiner jetzigen Identität als Reisende verlieh. Zuvor hatte ich mich etwas allein und verloren gefühlt in dem riesigen Saigon, so weit entfernt von allem was ich zuvor gekannt hatte.

EBENE ZWEI

Außerhalb dieser sehr weltlich gebundenen Erfahrungen, die ich hier an meiner ersten Haltestelle machen konnte, sind mir in Verbindung mit Gott jedoch auch gewisse andere Erkenntnisse bewusst geworden. Einige meiner Gedanken erscheinen mir oft sehr paradox. Doch habe ich auch beobachtet, dass sie sich genau dann am wahrhaftigsten anfühlen.
Immer dann ist es eine Feststellung. Nichts was noch hinterfragt werden müsste.
Vor gerade einmal ein paar Tagen, saß ich noch mit den mir engsten Menschen zusammen, mit meiner Familie und hatte einen der schönsten Abende überhaupt bei gutem Essen und Gespräch. Wie kann es sein, dass ich mich nun nach so kurzer Zeit irgendwo auf der anderen Seite der Welt befinde?
In diesem Zusammenhang wird mir besonders deutlich, wie relativ Zeit sein kann und wie schwierig es ist im Moment zu leben.
Selbst wenn man es mit aller Kraft versuchst und sich mit allen Sinnen nur auf das Hier und Jetzt konzentriert, wird einem alles irgendwie entgleiten.
Denn die Zeit kannst man nicht festhalten.
Sie entgleitet einem schon jetzt wo man gerade begonnen hat an sie zu denken.

Wie überhaupt kann ein Moment wirklich existieren, wenn man alle Zeiteinheiten wieder und wieder teilen kann? Ist unser Bewusstsein überhaupt dazu in der Lage zu erkennen was Jetzt ist und was Vergangenheit oder nur ein zukünftiger Traum? Ich wage sogar zu behaupten, dass die Erinnerung immer eine stärkere Empfindung hervorruft als der tatsächliche Moment. Einfach aus dem Grund, dass wir den Moment in unserem Kopf unbegrenzt oft und in extrem gedehnter Länge betrachten können.
In unserer Erinnerung sind wir dazu in der Lage jene Details zu erkennen, die zuvor nur von unserem Unterbewusstsein wahrgenommen werden konnten.

Ich hatte mich jedenfalls bei dem Gedanken erwischt, wie ich in so kurzer Zeit nur so weit weg gekommen sein könnte, bis mir aufgefallen ist, dass ich aufgrund dieser kurzen Zeit ja eben überhaupt nicht weit weg bin.
Unsere Erde ist so unglaublich klein im Vergleich zu dem was dort draußen alles existiert.
Vielleicht sogar Unendlichkeit. Wir sind in all dem vermutlich absolut unbedeutend und nichtig, nur eine von vielen von Gottes Schöpfungen.
Und doch interpretieren wir in alles so viel hinein, interpretieren so viel in uns selbst, denn trotz der unvergleichbaren Größe des Universums hat doch jeder von uns seine eigene Individualität.
Von außen betrachtet, macht es letztendlich keinen Unterschied an welchem Ort sich dieser 57kg schwere Körper befindet. Ob auf einem Kontinent oder dem nächsten.

Das einzige was diesen Belanglosigkeiten wie der Örtlichkeit eine Bedeutung verleiht, ist die emotionale Verbindung zu anderen. Zu Freunden, zu Familie, zu allen geliebten. Diese Verbindung ist es, die unserer aller Leben wirklich bedeutsam und lebendig macht.
Denn durch was ist das Leben gekennzeichnet? Durch ständige Veränderung. So etwas wie Stillstand kann es in keiner Beziehung geben, ganz egal in welche Richtung von Gottes Schöpfung man auch blickt, Veränderung ist überall.
Und was würde dein Tod letztendlich verändern, wenn sich keiner dir in irgendeiner Weise emotional verbunden gefühlt hat? Im Prinzip nichts.
Also möchte ich mit diesen Worten einmal allen Menschen Danken, die mir selbst Bedeutung verleihen, die mich somit am Leben erhalten. Denn Isolation ist der Tod der Seele.
Es gibt viele Menschen die mir durch die gemeinsame Zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Im verlauf meines Lebens sind es wahrscheinlich zu viele um sie hier alle zu nennen.
Doch um meine Dankbarkeit zu zeigen, möchte ich die Namen nennen, die mich besonders im vergangenen Jahr dabei unterstützt haben nicht nur lebendig zu sein, sondern auch weiter zu mir selbst zu finden.

Vielen Dank Kiryl das du mir immer wieder einen Schubs in Richtung Realität gegeben hast und ich mit dir über die „wirklich wichtigen Dinge“ sprechen konnte.
Vielen Dank David, dass du mich in meiner Reise zu Gott begleitet hast und so viel Zuversicht in mein Leben gebracht hast.
Vielen Dank Leonie, dass du meine Glaubenssätze immer wieder hinterfragt hast und ich dadurch mehr über mich selbst lernen konnte.
Vielen Dank Simon, dass ich durch dich lernen konnte, dass es nie zu spät für etwas ist und ich mich nicht immer so stressen muss.
Vielen Dank an gewisse Lehrer, die mich bei meinen Zielen unterstützten und mir vieles erst ermöglicht haben.
Vielen Dank Tom, das du mir offen gesagt hast, dass du an mich glaubst und mir somit viel Kraft geschenkt hast.
Vielen Dank Selma, dass ich immer werde auf dich zählen können und du genau so anders bist wie ich.
Vielen Dank Mama und Papa, dass ihr mich immer unterstützt egal was ich mir wieder in den Kopf gesetzt habe.
Und das Größte Dankeschön geht an Johann. Vielen Dank Johann, dass du mir gezeigt hast wie es sich anfühlt geliebt, gesehen und verstanden zu werden und dass du mir die Möglichkeit gibst diese Liebe selbst wiederzugeben. Dass ich durch dich lerne auch mich selbst lieben zu können.
Ich Danke Gott dafür, dass er mich zu dir geführt hat, es ist mit Sicherheit das Beste was mir nur passieren konnte.

Ohne euch wäre ich nicht die Person, die ich heute bin. Ich wäre gerade vielleicht auch irgendwo anders, nicht auf dem Flughafen in Saigon. Und das schönste ist, das ihr diese Veränderungen in mir nicht bewusst herbeigeführt habt, sondern einfach nur in dem ihr ihr selbst wart.

Damit ist der erste Eintrag leider beendet, da ich gleich in das Flugzeug steigen muss, welches mich nach Melbourne bringen wird. Ich danke Gott für die Erkenntnisse die ich durch Vietnam heute schon sammeln konnte. Bis bald.

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LOST SOULS

WAS PASSIERT MIT UNS ?

Schaut auf die Welt in ihrer vollen Pracht. Ihrem Orchester an Geräuschen, Gerüchen und Geschehnissen, die zu schätzen und deuten einstig der Mensch geschaffen wurde.

Goldene Sonnenstrahlen fallend auf das weiße Federkleid des Täubchens, welches anmutig auf die Erde herabgleitet und landet im klebrigen Schlamm einer Pfütze.

Immer wieder beschleicht mich das erdrückende Gefühl, der Mensch habe seine Verbindung zu dieser Welt verloren. Habe sich bewusst von ihr gelöst und seine Seele für das oberflächlich unproblematischste Leben verkauft.
Frei von jeglicher Fantasie. Verloren aber aller Freiheit.
Gefangen in einer selbstentworfenen Lüge.
Ein Leben ohne all die tiefgreifenden Emotionen, ohne das obsessive Herz des Träumers, der in seinen Bildern nach der Wahrheit sucht und sich findet in Schmerz und Zerstörung.
Zurückbleibt mit blutendem Herzen.

Doch warum hat sich die Gestalt unserer Welt so sehr verändert?
Veränderung ist eine Konstante des Universums, doch soll der Mensch als Sozialwesen wirklich als Einzelgänger enden?
Vielleicht ist er sogar schon zum Einzelgänger mutiert und gibt in seiner Lüge nur noch vor als Team zu arbeiten.
Die wahre Liebe für den Geist eines anderen, scheint erstickt worden zu sein. Gepeinigt
durch Nichtigkeiten und von Lust getriebenen.
Die uns verliehenen Fähigkeiten nutzen wir nicht. Denken wir sind besser als Tiere, doch leben eigentlich nur noch nach tierischen gelüsten.
Der moderne Mensch hat seine Seele an den Pudel verkauft und lebt als ein nun mehr Schatten seiner selbst. Alle sind das Abbild ihres Nachbarn und jede Individualität geht verloren, ob wohlgleich Individualismus das neue Staatsgesetz ist.
Das Spiel, welches wir spielen ist doch paradox. Wir geben vor genau das Gegenteil von dem zu sein was wir eigentlich verkörpern.
Ich denke alle wissen das und doch sagt keiner etwas.
Mit seinem Geist gefangen in der technischen Dimension, wird er immer mehr selbst zur Maschine und fürchtet doch von ihr ersetzt zu werden. Wenn er sich fallen lässt in diese Anonymität, sich darin verliert und seine Moral nie auch nur kennenlernt.
In dieser Generation nun schon von klein auf.
Dann können wir uns nicht einmal mehr als Tiere bezeichnen. Wir sind nichts weiter als verlorene Seelen, die den Weg zu ihrem Zuhause verloren haben.

Aber was wird aus den verdammten, die ihre Seele nicht verkauft haben? Die sich nun verloren fühlen in dieser kalten Welt der Ignoranz, einsam mit ihren Gefühlen, verstanden nur von Gott. Denn es sind wohl diese Träumer, die sich den Frieden und die Wahrheit auf diese Welt hinab wünschen.
Die das Reich Gottes in ihren Herzen missen, sich sehnen nach dessen Präsenz.
Gott reicht ihnen die Hand. Doch wer noch? Es scheint so dunkel wenn wir in die Weite dieser Welt blicken.

OBERFLÄCHLICHE ZUGEHÖRIGKEIT

So lange ich lebe, gibt es eines was ich nie verstanden habe. Der Grund, weshalb so viele versuchen zur Masse zu gehören. Sei es nun das Verhalten oder das Aussehen. Selbst unsere Hobbys scheinen oft nur dem Zweck zu dienen durch Gemeinsamkeiten zu einer Gruppe zu gehören.
Vor kurzem habe ich mit einem Freund, den ich noch nicht lange kenne, ein sehr tiefgründiges Gespräch geführt. Wir haben festgestellt, wie oft Menschen nur sprechen um sich selbst reden zu hören. Seine Worte waren in etwa: „Ständig sprechen die Menschen, aber nur selten sagen sie wirklich etwas.“ Für die Anonymität lassen wir alles links liegen, was zur eigentlichen Gesundheit unseres Geistes notwendig wäre und leben stattdessen in einer Welt voller Oberflächlichkeiten. Daraus ergeben sich zwei Probleme, die mir direkt ins Auge fallen.

Wer kennt sie nicht, diese Leute, die scheinbar hunderte von Freunden haben. Aus irgendeinem Grund kennen sie gefühlt jeden und verstehen sich prächtig mit ihnen.
Warum ist das wohl so?
Ganz einfach, weil diese Freundschaften nur auf einem leichtfertigen Niveau geführt werden, auf dem es keine Basis gibt, aus der Probleme heraus entstehen könnten.
Auf diesem Level ist es extrem einfach, dem Gegenüber lediglich Honig um‘s Maul zu schmieren, es gut fühlen zu lassen und so als positiver Kontakt verknüpft zu werden. Diese Menschen sind also nicht unglaublich sozial, wie viele auf den ersten Blick bestimmt oft denken. Sie wählen nur eine unverbindliche Art für ihre zwischenmenschlichen Interaktionen.
Ich finde diese Definition von Freundschaft jedoch überaus fragwürdig. Klar ist, wenn man sich nicht tiefgehend kennt, so ist meist auch kein Material für potentielle Probleme vorhanden.
Genauso wenig jedoch auch die Möglichkeit, potentielle Hilfe von diesem Menschen zu erwarten. Dinge wie Loyalität und echte Empathie gehen in einer solchen Beziehung verloren und verdienen von mir daher nicht wirklich den Begriff einer echten Freundschaft. Ich denke es gibt einen genauen Grund, warum Menschen dazu tendieren, lieber solche oberflächlichen Beziehungen einzugehen.
Dies mögen individuelle Ursachen sein. Alle gründen jedoch darauf, dass es erstmal auch für einen selbst deutlich weniger emotionalen Aufwand bedeutet, als in einer wirklich engen Beziehung zu jemandem zu stehen. Denn nicht nur in romantischen, auch in freundschaftlichen Beziehungen muss viel kommuniziert werden um eine gesunde Ausgewogenheit zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der anderen Person zu erlangen. Des weiteren, ist der mögliche Verlust eines Freundes zu dem keine tiefe Beziehung existierte, deutlich weniger schmerzvoll.
Dieses Phänomen findet man häufig an Orten, in denen es sowieso zur Ansammlung großer Menschenmengen kommt. So etwa in der Schule, Uni oder dem Sportverein. Viele der Freundschaften, die man dort knüpft, sind nichts als Zweck Freundschaften.
Denn so unternimmt man nur in seltensten Fällen mit dem Sportkumpel auch Außerhalb etwas. Sie sind durch eine Gemeinsamkeit verbunden und das ist völlig in Ordnung. Worauf ich jedoch aufmerksam machen möchte, ist das der Mensch auch tiefer gehende Beziehungen benötigt, um einen mental gesunden Zustand bei zu halten und sich solche Zwecks Beziehungen nicht durch alle Lebenslagen, ohne Ausnahmen ziehen können.

Das zweite Problem, ist eben jene Gesundheit unseres Geistes. Es ergeben sich immer Möglichkeiten unsere physische Gesundheit zu fördern. Durch Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf. Doch woran viele nicht denken, ist das wir auf gleicher Ebene auch die psychische Gesundheit pflegen müssen.
Wenn wir immer Anonymer werden und nur noch selten eine ehrliche und tiefgehende Freundschaft oder zwischenmenschliche Beziehung anderer Art erfahren, fehlt uns die Befriedigung nach dem natürlichen Bedürfnis zu emotionaler Intimität. Dem Bedürfnis verstanden und tatsächlich geliebt zu werden. Dem Bedürfnis von jemandem gebraucht zu und ernst genommen zu werden.
Die Spezies Mensch hat immer schon in größeren Gruppen gelebt, nie waren wir so isoliert wie wir es heute sind. Ich denke dass diese Isolation nun zu vielen heute immer häufiger auftretenden psychischen Problemen führt.
Wenn sich alle so verhalten, wie kann ich jemandem noch vertrauen? Wie kann ich mit Sicherheit wissen dass er mir nicht nur etwas vorspielt? Wie kann ich darauf vertrauen dass er mir im entscheidenden Moment zur Seite steht und nicht in den Rücken fällt?
Dieses Bedürfnis nach Nähe und Standfestigkeit entsteht wohl in früher Kindheit durch die Beziehung zur Mutter. Durch die Anonymität widersetzen wir uns somit mehr oder weniger einem Gesetz der Natur. Natürlich ist dieses Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ich frage mich jedoch, was der Auslöser ist, was der Ursprung dieses Verhaltens gewesen ist.

ANGST UND KONTROLLE

Betrachten wir es nochmal von außen. In meinen bisherigen Behauptungen, hat das Internet, besonders Social Media dazu beigetragen, dass wir uns immer mehr voneinander wegbewegen. Einfach weil es uns die Möglichkeit gibt sich hinter einem Bild oder unbedeutenden Worten zu verstecken. Noch dazu gibt uns die moderne Welt einfach alles, was wir brauchen um uns abzugrenzen wenn wir das wirklich wollen. Wir haben die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten oder zu studieren und müssen uns dafür nicht zwingend in das Getümmel stürzen. Wir müssen auch nicht mehr einkaufen gehen, sondern können uns alles direkt vor die Haustür liefern lassen. Im Endeffekt liefert uns die moderne Welt also einfach völlige Unabhängigkeit von einander.

Damit es zur Anonymität kommt, muss es also ein Bedürfnis in der Natur des Menschen geben, welches das nach Gemeinschaft und gegenseitigem Verständnis übertrifft.
Hier gibt es ebenfalls wieder zwei Eigenschaften, die mir direkt ins Auge Fallen und das Potenzial haben jener Auslöser zu sein.

Der Mensch hat gerne alles unter seiner Kontrolle. Es ist wie das Bedürfnis nach Macht, denn Kontrolle ist Macht. Wenn er die Zügel in der Hand hält und die Entscheidungen treffen kann, ist er sich aller Konsequenzen bewusst und erlangt somit ein Gefühl der Sicherheit, welches vielleicht sogar mit der Sicherheit die eine Gemeinschaft bieten könnte verglichen werden kann.
Diese Unabhängigkeit nimmt für ihn also einen sehr großen Stellenwert ein, für den er bereit ist einiges zu opfern. Das ist zumindest eine Seite der Münze.
Was ist jedoch, wenn uns Social Media in immer kürzere Denkmuster zwängt? Wenn wir dem schnellen, leicht zu erlangendem Glücksgefühl nachjagend immer weniger Gehdult und Sinn für tiefes aufbringen?
Dann wird der Mensch zu faul für Entscheidungen und unfähig Verantwortung zu übernehmen. Nicht für sich und erst recht nicht für andere.
Diese beiden Betrachtungsweisen sind von Grund auf verschieden und doch spiegeln sie eine Gemeinsamkeit wieder. Nämlich wie simpel unser menschliches Gehirn eigentlich funktioniert. Wie es immer den einfachsten Weg sucht. Entweder durch direkte Kontrolle oder Passivität.

Gepaart ist diese Unabhängigkeit noch mit der eigenen Verletzlichkeit. Es ist schier Angst die uns in die Anonymität zwängt. Angst verurteilt zu werden. Angst nicht dazu zu passen. Angst vor Konfrontation. Wenn wir selbst nicht stark genug sind jenen Konflikten entgegen zu treten, nicht erkennen wollen dass es vielleicht Dinge in uns gibt, die wir direkt angehen müssen, so ist es ein leichtes durch Abgrenzung diesem Schmerz zu entgehen. Es ist die Angst verletzt zu werden. Die natürliche Reaktion des Menschen Konflikten aus dem Weg zu gehen, die überwiegt dem Bedürfnis nach Liebe.
Also ist Anonymität auch gleich Selbstschutz.
Ich denke jedoch, das eher der Begriff Selbstzerstörung passen würde. Denn auf diese Weise bleiben wir immer hängen an dem Punkt an dem wir stehen und können uns nicht weiterentwickeln.
Zur Entwicklung gehört die Erfahrung vom guten aber genauso besteht auch eine Notwendigkeit zur Erfahrung von schmerzvollem. Wir müssen uns dieser Angst stellen um unsere Gesellschaft wieder gesund werden zu lassen.

Natürlich spielt die Entwicklung hier auch wieder eine Entscheidende Rolle. Zwar habe ich dieses Phänomen überall verteilt in der Gesellschaft beobachtet. Bin mir jedoch sicher behaupten zu können, dass es in der jungen Generation deutlich drastischer ausgeprägt ist als bei etwas älteren Menschen. In ihrer Kindheit, der Phase in der sich das Gehirn am meisten entwickelt und die Bausteine für Verhalten und Charakter gelegt werden, spielte Technologie eben keine große Rolle. Sie sind noch mit anderen Werten groß geworden, die nun im Erwachsenenalter nur noch bedingt geändert werden.

DIE GRAUE MASSE

Zu den Ursachen der Anonymität kommt nun noch die Umsetzung hinzu. Wie wir uns nach außen hin zeigen, sowohl im Verhalten als auch unserem Aussehen, ist eine Anpassung an die Breite Masse. Wir sind uns nun nicht mehr nur durch die menschliche Natur verbunden, sondern auch durch stumpfe Nachahmung.
Ist das nicht paradox? Innerlich entfernen wir uns immer weiter von einander doch von außen betrachtet scheinen wir uns alle näher zu kommen.
Im Prinzip ist es jedoch das gleiche. Wenn wir durch das, was wir Preisgeben keine Fläche zum Angriff bieten, müssen wir uns keine Sorgen machen verletzt zu werden. Wenn alle sich gleichen müssen sie ja auch akzeptiert werden.
Selbst wenn wir die Moral eigentlich gar nicht unterstützen wollen, ist die Angst, hier davor ausgeschlossen zu werden und so sogar die oberflächlichen Beziehungen zu verlieren, größer als das Bedürfnis nach ethischer Reinheit in einem selbst.
Es geht nicht darum dem nachzueifern was einen beeindruckt, sondern nur den Gedanken nicht ertragen zu müssen ausgeschlossen zu werden.
Eine solche Person ist wie ein Floß, dahintreibend im reißenden Fluss. Sie ist schwach. Ihr fehlt ein Segel mit dem sie gegen den Wind ankommt und die Richtung selbst bestimmen kann.

Die Gesellschaft braucht oft lange um das zu akzeptieren, was sie zuvor noch nicht gekannt haben.
Doch ergibt sich das Problem, dass wir in all diesem Schein langsam aber sicher vergessen wo eigentlich das „Ich“ zurückgeblieben geblieben ist. Wer wir eigentlich sind und welche Werte wir vertreten. Wenn die Anpassung in schon so jungem Alter beginnt, wie sollen diese Kinder überhaupt jemals herausfinden wer sie sind? So werden wir mehr und mehr zu Robotern, denn wir verlieren dass was uns menschlich macht, was uns liebenswert macht.
Es ist ein Kreislauf. Uns wird die Möglichkeit genommen, einen anderen tiefgehend kennenzulernen. Wie willst du schließlich jemanden kennenlernen, der sich selbst noch nicht einmal kennt?
Sich nie die Zeit genommen hat, zu hinterfragen was in ihm steckt.
Mit der Zeit verlieren wir selbst die Fähigkeit noch zu unterscheiden was ehrliches Gefühl ist und was nur getäuschtes.
Oh, wir Menschen verletzten uns gegenseitig. Ein jeder Mensch ist des nächsten natürlicher Feind und größtes Glück.

In dieser Gesellschaft existier nun die Auffassung, dass Schwäche jeder Art fast schon eine Sünde gegen einen selbst sei. Durch die Form des heutigen Lebens werden wir dazu gebracht uns gegenseitig auszubeuten um zu überleben. Gefühle sind dabei natürlich der offenste Angriffspunkt.
Doch was ist der Mensch ohne Gefühle? Er ist ein Tier und ein grausames noch dazu. Ein Tier wird immer einen Grund kennen zu töten und zu verletzten.
Doch der Mensch ist das einzige Tier, dass aus purer Freude am Spaß töten kann.

WIR, UNSER EIGEN FEIND

Folgende Situation soll nun veranschaulichen, wie ich zu den eben genannten Schlüssen gelangt bin.
Ich bin schon seit einiger Zeit in Bekanntschaft mit einem etwa 14 jährigem Jungen.
Entsprechend befindet er sich in der von mir beschriebenen Situation also noch in einer völligen Entwicklungsphase. Eine Zeit der Teilung. Körper und Geist durchlaufen große Veränderungen. Und man wird vor die Entscheidung gebracht, wer man eigentlich sein möchte in diesem Leben. Selten treffen wir diese Entscheidung bewusst. Oft einfach nur aus einem Impuls heraus. Mit Sicherheit werden wir immer von unserem Umfeld oder auch dem Internet beeinflusst, und unsere freie Wahl besteht nur noch in der Möglichkeit „nein“ zu sagen, zu den uns umgebenden.
Doch wer in dem Alter ist stark genug eine solche Entscheidung zu treffen? Die wenigsten.
In den meisten Fällen hat so ein junger Mensch dann die Möglichkeit zwischen zwei Potentialen, die in ihm stecken, zu „wählen“.
Der Junge von dem ich spreche, war mir besonders durch seinen blitzschnellen Humor im Gedächtnis geblieben.
Er besaß die Gabe, besonders kleine Details an seinem Gegenüber aufzuschnappen und in kleine Witze zu verwandeln. Doch wie ich selbst feststellen konnte, besitzt er auch ein gutes, ehrliches Herz. Hinter all dem Sarkasmus steckt doch ein Mensch, der sich eigentlich für alle das Beste wünscht, sie eigentlich gern in Schutz nehmen möchte.
Nur war es bereits in so jungen Jahren bei ihm zu merken, dass er diese wunderbar ehrlichen Gedanken zu verbergen wusste.
Wohl war dem armen Jungen schon damals erkenntlich gemacht worden, dass diese Form der Ehrlichkeit und Fürsorge als persönliche Schwäche in unserer Gesellschaft gilt.
In kleinen, scheinbar nebensächlichen Fragen und Bemerkungen, konnte ich jedoch klar erkennen, dass er mehr sah, mehr dachte und hinterfragte als er vorgab.
Oft geschieht so viel um uns herum, dass wir die wirklich wichtigen Dinge übersehen. Das wir nicht erkennen wer eigentlich vor uns steht.
Ich sah ihn nun ein ganzes halbes Jahr nicht mehr und natürlich hatte er sich in dieser Zeit, so jung wie er noch ist, stark verändert.
Doch hat er die Richtung eingeschlagen, die ihn immer weiter weg führt von der Wahrheit. Er hat sich dafür entschieden eine Maske zu tragen und sein authentisches Selbst zu verbergen, sich vor seinen Gefühlen zu verstecken. All dies bringt er ins Leben, durch die Beleidigung anderer.
Sein Talent für das Erkennen von Details nutzt er nun um die Schwächen einer Person zu entdecken und sie direkt damit zu konfrontieren. So erhofft sich die Jugend, ihre eigenen Schwächen zu verbergen. Beschützt zu bleiben. Doch steckt in diesem Verhalten meiner Meinung nach mehr Eigenschaden als Selbstschutz.
Denn was gibt es schlimmeres für die Seele als die Verleugnung des eigenen authentischen Selbst?
Der arme Bursche hat sich verloren.
Was glaubt ihr hat er zu mir gesagt?
Er gab einen Haufen unüberlegter, zusammengestammelter Worte von sich, die mich verunsichern sollten. Ja hat er mir sogar „aus Spaß“ vorgeschlagen, er könne mich ja mal schlagen. Der Grund dafür war völlig unersichtlich.
Das einzige was ich sah, war ein hilfloses Kind, welches sich aus Angst vor Ablehnung an diese ausgekühlte Gesellschaft anzupassen versuchte, und so schenkte ich ihm mein ehrliches Lächeln.
Dieser Junge, hatte meines Wissens nach weder die einfachste noch traumatischste Kindheit. Ich würde behaupten, entsprechend dem was ich über ihn in Erfahrung gebracht habe, nahm sein bisheriges Leben wohl größtenteils die Form der Allgemeinheit an.
Ihr seht also, wie einfach es ist sich mit nur einer, oft sogar unbewussten, Entscheidung selbst zu verlieren und zum lebendigen Geist zu werden.
Seine Seele ist nicht verloren, sie schlummert noch in ihm, liegt in seinen Augen, diesem klaren Blick. Doch sie wird eingesperrt, weggeschlossen, des Schlüssels entledigt und am Ende verdammt dazu immer weiter zu verkümmern.

DER WEG BLEIBT VERSPERRT

Die Anonymität wächst in unserer Gesellschaft wie ein riesiger Organismus penetrierender Tumor.
Jeder kann auf das Leben seines Gegenübers Einfluss ausüben. Doch gleicht sich die Waage nicht mehr aus. Denn wir umgehen der früheren Notwendigkeit gleichermaßen auch einen teil von uns preiszugeben.
Es ist Nehmen ohne zu geben. Nutzen ohne zu Helfen.
Es ist Rauben oder beraubt werden. Töten oder getötet werden.
Nur geht es nicht mehr um den fleischlichen Körper, sondern die zerbrechliche Seele.
Doch genau diese Anonymität stillt auch den Durst des Menschen nach eigennütziger Macht, Kontrolle über andere.
Es erscheint wie eine Strafe des Himmels, dass selbst der reinste, sündenfreiste von uns den Gedanken in sich trägt, seinen Nächsten auszunutzen, wenn sich die Chance ergibt.
Er muss nicht danach handeln. Schon im Gedanken beginnt die dunkle Energie, die ihn von innen zerfressen wird. Wie ich schon sagte, der Mensch ist ein reinstes Paradoxon.
Auf so viele Weisen, ist er immer auf der Suche nach dem Besten für sich selbst und handelt doch so am selbstzerstörerischsten.
Wie eine Eisenkette, uns bindend an diese Weltlichkeit, das Paradies des Friedens auf Erden verhindernd.
Ich habe es in meinen Texten schon oft erwähnt. Vielleicht liegt genau darin unsere Prüfung. Sind wir als Lebewesen dazu in der Lage, diese Ketten durch unseren Willen zu durchbrechen und nach langer Zeit des Kampfes endlich dem Mann in Leid voller Liebe die Hand entgegen zu reichen?

Kann Nächstenliebe in so reiner Form überhaupt existieren?
Sie muss. Denn Christus hat für all unsere Sünden am Kreuz geblutet. Seine Vision wäre keine, wenn sie im menschlichen Character nicht möglich wäre. Der Mensch muss zuerst von seinen eigenen Nöten und Bedürfnissen ablassen. Muss zuerst und in vollem Ernste erkennen, dass es etwas höheres gibt als ihn und viele andere die ihn brauchen.
Dann wird er auch fähig sein, seinem nächsten urteilsfrei gegenüber zu treten und ihn zu lieben wie sich selbst. Und wenn alle lernen so zu lieben, wie kann einer dann noch unglücklich werden?
Wenn jeder sich frei dazu entscheidet sein täglich Brot zu teilen, wie kann dann je einer nicht vollkommen satt sein?
Seht ihr nun das Problem, welches uns im Kreise drehen lässt?
Diese Bedürfnisse werden alle befriedigt, wenn wir in jener Nächstenliebe zusammen leben, doch der Weg dort hin wird uns versperrt gerade weil wir an diese Grundbedürfnisse gebunden sind.
Weil wir unser Brot brauchen und dem Nächsten nicht vertrauen können. Und der Nächste dem Nächsten nicht.
Nur wenn alle am gleichen Strang ziehen, ist dieses Paradies auf Erden überhaupt möglich. Und diese Menschen existieren. Es gibt tausende von ihnen die nach dem Weg Christi leben und ihr eigenes Wohl gleichsetzen mit dem aller anderen.

Diese Problematik wurde auch schon in Dostoevsky‘s Parabel „Der Großinquisitor“ aufgegriffen. Mehrfach wird darauf eingegangen, Christus hätte in seinem Handeln, in seinem Vordern der Menschheit Unrecht getan, da nur so wenige von den Milliarden dazu in der Lage sind, die Last der Freien Wahl, des Glaubens ohne Wunder auf sich zu nehmen. Er Beschreibt wie es immer wieder zu Kriegen kommt. Geführt von den Regimen des Glaubens. Weil der Mensch danach strebt, immer alle zu einer einzigen großen Organisation zu vereinen.
Doch wir können nicht alle gleich sein. Wir können nur gemeinsam unterschiedlich sein.
Nun so glaube ich, dass es nicht nur wenige Auserwählte gibt, die zu leben vermögen wie Christus, doch dass diese urtümliche Vernunft uns allen einverleibt ist. Durch Toleranz würden wir ganz von selbst zu einer vereinten Gesellschaft zusammenwachsen.

Wenn alle sich jedoch immer weiter in dem Kreislauf der Anonymität verlieren, wie soll einer jemals wieder den Mut aufbringen, anderen Vertrauen zu schenken?
Wie soll er den anderen vertrauen, wenn er sein Leben lang gelernt hat, dass er nur sich selbst trauen kann? Und wenn er anderen nicht vertraut, so kann er ihnen auch kein eigenes Trauen entgegenbringen.
Wir belügen und ignorieren uns gegenseitig und so herrscht mehr Schmerz als jemals zu lernen vorgesehen war.

Können wir unseren „Nächsten“ unsere Laster, unser Leid nicht mehr beichten, wohin dann damit? Alles in uns aufzustauen halten wir nicht aus. Der Frust wird an alle und jeden geschickt. Wieder gut getarnt durch eben diese Anonymität. Sie ist wie ein falscher Freund, der dich manipuliert und dann selbst zum Bösewicht werden lässt.

LOST SOULS

Wie die Pest sich langsam über die Gesellschaft ziehend. Eine hoch ansteckende Krankheit, die allen das Leben aushaucht.
Nun leben wir in einer Welt voller Toter.
Und wenn nun das wirklich Wichtige, das Fragen, als Schwäche angesehen wird, was bleibt einem dann noch, als über die Nichtigkeiten dieser Existenz zu philosophieren?
Über Essen, Videospiele, Konzerte oder irgendwelche Fremden, die man noch nicht einmal versucht zu verstehen.
So verliert der moderne Mensch sich im Materialismus und vergisst dabei allen Sinn im Dasein. Oder besser gesagt, die Suche nach dem Sinn.
Es scheint als würden wir in unserer selbst erbauten Realität immer mehr die Absurdität der eigentlichen Existenz vergessen.
Unserer Situation auf einer rotierenden Gesteinskugel irgendwo im Nirgendwo.
Sie vergessen Gott und ihren Beschützer. Erklären sich selbst zum König dieser Welt.
Denken ihre Fußabdrücke hier wären von Dauer.
Es ist eine Farce. Die Menschen vergessen dass sie Menschen sind und fragen nun nicht mehr nach dem Sinn, sondern nach dem Snap.
Anstatt sich Briefe zu schreiben, sich gegenseitig zu lieben und mit Respekt zu behandeln, sendet man sich nur noch Abkürzungen, da für mehr keine Zeit ist und beleidigt sich gegenseitig aus vollem Wohlwollen heraus.
Die Zeit vergeht heute nicht schneller und auch der Wert jedes Individuums hat sich nicht verändert. Nur der Mensch hat seine Seele verkauft, für nichts als Schmerz.
Noch nie herrschte das Paradies auf Erden. Noch nie gab es überall Frieden und die Wahrheit.
Doch waren wir auch noch nie soweit davon entfernt wie heute.

Was wird in dieser Gesellschaft aus den armen Seelen, die sich ihrer noch voll bewusst sind?
Was wird aus diesen ausgestoßenen fühlenden?

“Jesuha und David” eine Kurzgeschichte über Verständnis

Die Kühle der Abendluft glitt durch Jeshua‘s offenes haar und ließ es im Wind tanzen.
Ein Gefühl durchströmte ihn, so befreit von allem weltlichen, eins mit sich und dem Universum. Allein, nur die Natur als sein Begleiter, sich vor ihm schier endlos in die Länge ziehend. Er streckte die langen, schlanken Arme zu beiden Seiten aus und spürte den Widerstand des unsichtbaren Elements bis in seine Fingerspitzen. Tief sog er die Luft in seine Lunge ein.
Frischer Moschus des Waldes, welcher ein paar hundert Meter rechts von ihm begann, eine zarte Note frischen Lavendels, das frische Grün zu seinen Füßen und der leicht schweißige Geruch vor nicht allzu langer Zeit vorbei kommender Tiere. Alles vereint zu einer Essenz, die man nur als den Duft des Lebens bezeichnen könnte.
Die Augen zusammen kneifend, blickte er auf die sich nun langsam rötlich verfärbende Landschaft. Die letzte Wärme der untergehenden Sonne ließ seine Haut angenehm prickeln. Er schloss langsam seine Augenlider.
‚Wie nur kann man nicht glücklich sein auf dieser Wunderlandschaft Namens Erde?‘
Er fühlte sich unbeschreiblich lebendig. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen, öffnete er die Augen wieder und wand seinen Blick zu der Stimme, die er aus seinem Rücken kommend vernommen hatte und nun schon zum wiederholten Mal seinen Namen zu rufen schien.
Jeshua begab sich auf den Weg zum Ende des Hügels, wo seine Kameradin ungeduldig auf eine Reaktion von ihm wartete. In seinem Rücken, ging der Feuerball am Horizont hilflos unter und tauchte die Welt in das dimme Licht der nahenden Nacht.

Jeshua verbrachte eine nicht zu gewöhnliche, aber auch nicht außergewöhnliche Kindheit.
Seine Eltern waren weder Arm noch reich. Sein Zuhause, fern ab von jeglicher Provinz in der Nähe eines Waldes. Alleingelassen an den Nachmittagen, kannte er oft nur seine Fantasie als Spielpartner.
So lernte er Dinge zu sehen, die anderen unentdeckt blieben.

Eines dieser blinden Dinge, war ein dunkler, schwarzer Schatten, der ihn überall hin zu begleiten schien.
Zwar begegnete er ihm fast nie direkt, doch befand sich der Schatten immer irgendwo in der hintersten Ecke seines Augenwinkels. Wie ein großer dunkler Schlund, nur darauf wartend ihn im ganzen zu verschlingen. Jeshua verabscheute diese Kreatur. Doch seine Angst vor ihr war von noch viel unverständlich höherem Maß.
Trotz dessen, aus völlig paradoxer Natur, fühlte Jeshua sich zu dieser Kreatur hingezogen. In dem Schatten schien sich alle Negativität dieser Welt zu einen. Und überall hin folgte ihm dieses Leid der Welt.
Besonders deutlich konnte er den Schatten sehen, wenn er in der Schule unter Gleichaltrigen war. Wenn sie zusammen spielten oder lernten. Doch für alle außer ihn war der Schatten unsichtbar.
Zwar gewann er nie an Einsicht darüber, wieso ihm diese Gestalt folgte, doch gewöhnte er sich mit der Zeit an dessen ständige Präsenz.
Jeshua taufte sie unter dem Namen „schwarzer Schatten“. Die anderen Kinder glaubten seinen Behauptungen jedoch nicht. Für sie war schwarzer Schatten nur ein Spiel.
Eines Tages jedoch, verließ ihn schwarzer Schatten.
Weg, so als wäre er nie da gewesen. Doch was blieb, waren die Gedanken, das Gefühl seiner Präsenz wie ein Parasit im Bewusstsein des Jungen. Der schwarze Schatten hatte nie gesprochen, nie gehandelt. Er war nur da, in seinem Blick und jetzt seinem Gedächtnis und ließ ihn alle Sünden dieser Welt spüren, alle Trauer derer die ihn umgaben, als wäre es sein eigener Schmerz.

Er schritt nun den eng gewundenen Pfad hinab zu dem Haus, in dem er und seine Klassenkameraden während des Ausflugs untergekommen waren. Die, dessen Stimme ihn aus seiner Träumerei weckte, war bereits ohne ihm eingetreten und so öffnete er allein die Tür der Jugendherberge und betrat den überfüllten Esssaal.
Gerüche überfluteten ihn. Geräusche aus jeder Ecke des Raumes auf ihn einströmend, erfüllten ihn. Schnell nahm er sich einige der noch übriggebliebenen Speisen vom Buffet und setzte sich an den Tisch seiner Freunde.
Sie hatten seine Abwesenheit scheinbar gar nicht bemerkt. Redeten über die Mädchen am Nachbartisch und wie sie sich später in ihr Zimmer schleichen würden.
Als einer der Jungs ihn nach seiner Bereitschaft fragte, wusste Jeshua gar nicht was er eigentlich von ihm wollte. Er hatte nur Bruchteile der Konversation verfolgen können, abgelenkt von all den Farben um ihn herum und erntete dafür wieder nur genervtes Stöhnen. „Hörst du uns eigentlich jemals zu?“ ‚Ich wünschte ich könnte, ich wünschte ich könnte.‘

In seiner Brust breitete sich ein mulmiges Gefühl aus, wiederspiegelnd der früheren Anwesenheit des Schattens. Nur schien es sich diesmal um sein eigenes und nicht dass Gefühl der anderen zu handeln.
Wo war die Hoffnung seines einsamen Friedens in der Natur geblieben? Denn jetzt wo er unter Leuten war, fühlte Jeshua sich so unbeschreiblich allein, dass er dem Gefühl nicht länger stand halten konnte.
Er verabschiedete sich, ohne Antwort von seinen Klassenkameraden, und ging auf das geteilte Zimmer. Sein Teller, kalt geworden jedoch kaum angerührt stand noch immer dort wo er wenige Minuten zuvor gesessen hatte.
‚Ich habe versagt.‘
Mit diesem Gedanken schloss er seine Augen und hieß die kühle Brise der Nacht und das Licht des Vollmondes durch das offene Fenster auf seinem zitternden Körper willkommen.

Als kleines Kind, war Jeshua aufgeweckt, offen und ist immer sofort auf alle zugegangen. Jedoch war er auch kränklich, litt an einer Asthma Erkrankung und verbrachte so viele Wochen immer wieder Zuhause hinter den Toren, die ihn vor der Außenwelt verbargen.
Ausgeschlossen vom lebendigen Gelächter der Kinder, die seine Freunde hätten sein sollen.
Eines Abends, im Alter von gerade einmal vier Jahren, saß er in seinem dunklen Zimmer und fragte sich, an die Decke starrend, wieso das Leben nicht auf bizarre Weise völlig anders sein könne. Es war kein Vorwurf an das Leben, kein Mitleid an sich selbst in seiner isolierten Situation. Vielmehr wie eine Eingebung schon vor langer Zeit über das Leben gehört zu haben, jedoch die falschen Vorstellungen mitgebracht zu haben.
Wenn er seine Erkrankungen nach schier endloser Zeit der Langeweile überwunden hatte, ging er wieder fröhlich wie eh und je auf die anderen Kinder zu und schloss im Nu neue Freundschaften.
Keinen schien es zu geben, ob alt noch jung, der den kleinen Jeshua mit seinem offenen und freundlichem Herzen nicht leiden konnte.
Jedoch nahm Jeshua diese Freundschaften nie auf die leichte Schulter.
Schon damals war er zu nichts geringerem in der Lage, als einen jeden den er kennenlernte aus tiefster Ehrlichkeit heraus vollkommen zu lieben.
Er tat sein aller möglichstes, um seinen Freunden in allen Lebenslagen zur Hand zu gehen, sie lachen zu sehen und auch wenn sie weinten an ihrer Seite zu stehen.
Jeder von ihnen nahm einen bedeutsamen Platz in seinem Herzen ein. Er hatte so viel Liebe zu geben, dass sie so unersättlich schien wie die Leuchtkraft der Sonne.
Wenn er nach wenigen Wochen wieder der Krankheit verfiel, war oft seine einzige Hoffnung all diese guten Freunde bald wieder sehen zu können.
In seiner Fantasie malte er sich häufig aus, welche Abenteuer sie zusammen beschreiten würden. Wenn sie miteinander sprachen, welche Antworten sie ihm geben würden.
Doch jedes Mal, wenn er zurückkehrte, hatten die ihm so geliebt waren scheinbar vergessen, dass er jemals Teil ihrer Freude gewesen war. Als hätte er nie existiert. Nur selten kannten sie noch seinen Namen.
Und so ging die Suche jedes Mal wieder aufs neue los.

Die Tage verflogen. Bedeutung war nirgends zu finden. Die letzten Tage seiner Kindheit waren Geschichte, geschrieben mit dem Abschluss seiner Prüfungen, die in den Wochen nach dem letzten Ausflug unnachgiebig auf ihn warteten.

Doch nun, was sollte er nun tun, wo sollte er hin? Was wurde noch von ihm erwartet?
Wo waren all die Menschen? Wo waren all die Ziele, all die Lebendigkeit?
Im Frieden, der völligen Stille aller Erwartungen, schien in seinem Kopf das größte Chaos zu herrschen.
Was nur sollte er hier noch in diesem Leben, dem er sich nie nahe gefühlt hatte.
In seinem Inneren wuchs immer größer die Verzweiflung, die Sehnsucht nach etwas fernen. Nach etwas Sinnvollem.
Er wollte wieder dort hin zurück, von wo ihm über das Leben berichtet wurde.
‚Genug jetzt! Ich habe genug gelebt.‘
Immer wollte er dankbar sein, für dieses einzigartige, kostbare Geschenk. Doch wie nur, wenn er nie in diese Welt gepasst hatte, wenn niemand ihn je verstanden hatte, wenn er nur die anderen verstehen konnte. Noch 20-, 30- oder sogar noch länger am leben zu bleiben, erschien ihm nur noch wie eine endlose, unerträgliche Last.
Ihm verlangte es nach Freiheit. Nach der Freiheit seiner Seele.

Jeshua stand am Abgrund eines hohen Berges. Vor seinen Füßen verschwand der Untergrund und wich einem steinigen Meer aus steilen spitzen Felsen.
Ein letztes mal breitete er seine Arme aus und bevor er die Augen schloss, konnte er in seinen Augenwinkeln noch einmal die höhnende Gestalt des Schattens erkennen. In Wahrheit, war er nie weg gewesen. Ein letztes Mal spürte Jeshua die verführerische, illusionäre Wahrheit dieser Realität auf seiner Haut. Anschließend ward seine Sicht Dunkel.
Er war nun bereit dazu, der tatsächlichen Wahrheit wieder zu begegnen, dieser Hoffnungslosigkeit zu entkommen und überließ seinen Körper langsam der Schwerkraft, ließ ihn sich nach vorn über zu diesem Steinmeer hin beugen.

Er sah nicht, doch hörte eilige, hektische Schritte. Dann spürte er auf einmal zwei starke Arme sich um seine Taille schlingen und gegen die Physik arbeiten. Alles auf Anfang und der Fall in die entgegengesetzte Richtung. Dann der harte Aufprall, der Boden von Mutter Erde.
Jeshua öffnete die Augen und Blickte in das Gesicht, welches er schon so oft gesehen , aber nie wirklich wahrgenommen hatte. In der Schule, tagtäglich, jedoch nie besser gekannt hatte. Dieses Gesicht, was er nie hinterfragt hatte.
David sagte zu ihm: „Jeshua, ich sehe dich, dein Leid und deine Gedanken. Ich sehe wer du bist. Bitte lass mich dir das Leben zeigen. Bitte lass mich dir beweisen, dass du ein Teil davon sein kannst. Gott wartet auf dich. Er liebt es deine Stimme zu hören. Aber er will nicht, dass du schon jetzt zu ihm kommst.“

Tränen bildeten sich in den Rändern seiner noch kurz zuvor zugekniffenen Augen und rollten glänzend über seine Wangen. Er ergriff Davids Hand und ließ sich auf die Beine ziehen. Seine Mundwinkel bewegten sich nach oben.
„David, ich denke ich weiß jetzt, wie die Freiheit nach der ich suchte sich wirklich anfühlt.“
„Ich weiß, Jeshua.“ antwortete David mit einem Lächeln.

HSP

Die Charakter Züge des Protagonisten meiner Kurzgeschichte beschreiben sehr gut, wie sich die Welt für einen Menschen mit HSP anfühlt. Die Abkürzung steht für „Highly Sensitive Person“.
Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal machen, wie Elaine N. Aron in ihren Forschungen feststellte, ca 30% der Bevölkerung aus.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich um ein noch sehr junges Forschungsgebiet handelt, welches erst 1990 seinen Anfang fand und es sich bei HSP auch mehr oder weniger um ein Spektrum handelt. Somit kann es bei jeder betroffenen Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
Bei Jeshua jedoch, sind alle diese Merkmale äußerst intensiv.
Wie ihr sicher vernehmen konntet, gehören zu diesen Merkmalen starke Empathie und Einfühlungsvermögen, sowie eine reiche innere-, emotionale Welt.
Abgesehen vom übersteigerten Intra- und Interpersonalem Empfinden, sind bei HSP jedoch auch die anderen, wenn nicht sogar alle Sinne überdurchschnittlich stark ausgeprägt.
Betroffene berichten oft, dass sie keinen Filter im Kopf haben und somit alle Geräusche und Gerüche nicht nur intensiver, sondern alle gleichstark wahrnehmen. Oft sind sie auch sehr lichtempfindlich.
Das kann beim täglichen Essen in der Mensa schon losgehen. Man unterhält sich mit seinem Gegenüber, doch as Geraschel des Stoffbeutels links von dir und das Gespräch am Nachbartisch erscheinen genau so laut wie die Worte deines Freundes. Du kannst ihm kaum folgen und er denkt sich für seinen Teil im schlimmsten Fall, du hättest kein Interesse für sein Anliegen.
Jene ist eine sehr milde und alltägliche Situation. Viele HSP erfahren jedoch auch häufig Panik- oder Angstattacken wenn die einfliegenden Sinneswahrnehmungen nicht gedämpft werden können. Nicht selten kommt noch ein penetranter Kopfschmerz hinzu, wenn der Situation nicht entgangen werden kann.
Oft ist es deshalb so, dass betroffene viel Zeit für sich und genügend Rückzugsmöglichkeiten benötigen, um die vielen Informationen ordnen und verarbeiten zu können.

Hier kommt jedoch der springende Punkt. Es sind natürlich nicht nur HSP, sondern auch viele andere emotional sensitive Menschen, die in der Anonymität dieser Gesellschaft so nicht gesund leben können. Ich möchte jetzt nicht tiefer darauf eingehen, wie unsere Welt schon daran scheitert auch für Menschen mit besonders ausgeprägten Sinnen ein angenehmes Leben bereitzustellen.
Zum Schluss möchte ich lediglich darauf hinweisen, dass besonders solche Leute wie Jeshua unter dieser Anonymität stark leiden. Manche können ihre Missgunst, von der ich sicher bin, dass jeder sie empfindet, besser unterdrücken und manche eben nicht. Nicht nur Jeshua, sondern alle Menschen besitzen doch das Bedürfnis nach Liebe, das Bedürfnis sich mitzuteilen.
Und so sollten alle für sich irgendwann die Entscheidung treffen, ob sie der Richtung, in die sich dieses soziale Konstrukt momentan bewegt wirklich folgen wollen. Ob sie in einer Welt aus gelogener Akzeptanz leben wollen und im Endeffekt nur seinen Mitmenschen und auch sich selbst zu schaden gedenken. Oder ob man sich dagegen stellt und einen ersten Schritt in die Welt der Wahrheit und Nächstenliebe gehen möchte.
Wie schon gesagt, es ist ein soziales Konstrukt und mit unseren Entscheidungen definieren wir, was darin zur Wirklichkeit wird.

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Categories Observations, Meaningful labor

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WE IMBECILES

„Wahres Wissen besteht darin, das Ausmaß der eigenen Ignoranz zu kennen.“ – Konfuzius

Wir Menschen sind oft bloß der Rand des Schattens von dem Genie das wir selbst zu sein glauben. Ständig überschätzen wir uns und nur den wenigsten ist es überhaupt bewusst.
Wir rechnen unserer Bedeutung im Kreis des Lebens zu viel Wichtigkeit bei. Diese Arroganz bringt uns an immer dunklere Abgründe, geschaffen aus unseren bittersten Gelüsten. Dem Verlangen nach Macht. Sie lässt uns Scheitern und nimmt uns die Kraft wieder aufzustehen.

Viele würden sagen, der Mensch ist dazu bestimmt über diese Welt zu herrschen. Schließlich haben wir uns vom Affen zu dem entwickelt, was wir heute sind.
Unangefochten triumphieren wir über alle anderen Spezies. Wir sind auf dem gesamten Globus vertreten, die absolute Spitze der Nahrungskette. Wir haben mit der Technologie unvorstellbares Wirklichkeit werden lassen. Wir haben den Mut uns den großen Fragen nach Gott und der Existenz durch Wissenschaft entgegenzustellen. Da wir die dominierende Lebensform sind, glauben wir es gäbe niemanden der über unseren Fähigkeiten steht. Wir denken, keiner sei intelligenter als der Mensch. Doch wir sind kurzsichtiger als wir ahnen.

WARUM DER MENSCH AN DER SPITZE STEHT

Zuerst einmal möchte ich der Frage auf den Grund gehen, warum wir uns hier auf Erden als Spezies eigentlich so ungehindert durchsetzen konnten.
Hat sich der Mensch verbreitet, weil er so stark ist? Keines falls. Jeder Bär ist stärker als wir.
Dann, weil wir uns so gut verteidigen konnten? Doch haben wir weder sonderlich spitze Zähne noch Krallen.
Weil wir so widerstandsfähig sind? Doch besitzen wir keinen Panzer, kein Gift dass uns vor Angreifern schützt.
Wir mögen zwar recht ausdauernd sein, doch gibt es viele die uns auch in diesem Bereich weit übertreffen. Man braucht sich nur einmal die Wald Karibus ins Gedächtnis rufen um seine Niederlage einzugestehen.
Viele Wissenschaftler behaupten, es müsse unsere Anpassungsfähigkeit sein, die uns so weit gebracht hat. Doch können wir weder die Farbe unserer Haut ändern um uns vor Fressfeinden zu verstecken, noch sind wir eigenständig dazu in der Lage großen Temperaturwechseln oder anderen extremen Wetterphänomenen lange stand zu halten. Also ist es doch unsere Intelligenz? Nun wir sind definitiv erfinderisch und scheuen uns nicht davor aktiv zu werden wenn es um den Schutz unseres Lebens geht.
War es kalt, so trugen wir die Pelze anderer Tiere. Hatten diese auch noch scharfe Klauen, so schnitzten wir uns Speere. Wurden wir von einer Krankheit befallen, so suchten wir in der Natur nach Hilfe, nach Pflanzen die uns Heilung verschaffen konnten. Wir sind mit Sicherheit eine der Intelligentesten Rassen auf dieser Welt. Doch der Unterschied zu unserer Familie, den Schimpansen etwa oder auch den flinken Delphinen ist nicht so gewaltig, als dass nicht auch sie sich hätten so weit entwickeln können wie wir Menschen es taten.

Ich möchte hier einmal die Theorie aufstellen, dass die Kombination von zwei Faktoren dazu geführt hat, dass wir heute das stehen wo wir sind.
Wie ihr an den Beispielen sicher schon erkennen konntet, hat uns das Abschauen in gewisser Weise dazu gebracht immer wieder zu überleben und uns sogar weiterentwickeln zu können. Es ist also eine Art Zusammenspiel von Intelligenz und Anpassungsfähigkeit.
Die besondere Fähigkeit des Menschen liegt darin, sowohl Schwächen als auch Stärken anderer zu erkennen und sie für sich zu Nutze zu machen. Anschließend, nachdem er die Hilfestellung anderer richtig analysiert hat, ist er häufig sogar dazu in der Lage diese noch weiter auszubauen.
Es ist fast so, als würde die Natur als eigenständiges Biotop zusammen existieren und der Mensch ist der einzige Außenseiter, der sich in einer neutralen Position befindet.
Doch gerade diese Neutralität, von allem nur einen kleinen Teil zu besitzen, macht ihn vielleicht so erfolgreich. Er nutzt die ihm gegebene Basis und schaut sich aus der Natur ab, wie die einzelnen Spezialisten agieren. Auf diese Weise hatte der Mensch die Chance in allen Bereichen selbst zum Spezialisten zu werden und die anderen, die nur für eine Nuance geschaffen wurden, mit Leichtigkeit zu übertreffen.
Der Mensch hat den Vorteil, dass er nicht selbst Fehler begehen muss, sondern aus den Fehlern anderer zu lernen weiß. Er nutzt ihre Stärken aus wie ein Parasit und wird so zum erfolgreichsten Lebewesen überhaupt.

Doch was liegt denn im Ursprung dieser kalten Analytik? Es ist Egoismus.
Warum sonst berauben wir anderer Gattungen der Stärke, der Waffe, die sie Jahrtausende am Leben erhalten hat um diese am Ende sogar gegen sie zu verwenden?
So viel und gern wir auch vorgeben Dinge nicht für uns, sondern andere zu tun, so liegt in 95% der Fälle doch der eigene Nutzen als Ursprung für jegliche Handlungen zu Grunde.

Viele würden denken, dass für Hilfsprojekte zu Spenden oder sich vielleicht sogar in einer solchen Organisation zu engagieren ein selbstloser Akt sei. Und mit Sicherheit ist es sehr hilfreich sich bei so etwas zu beteiligen. Das Ergebnis ist in diesem Fall schließlich unabhängig von der auslösenden Intention.
Jedoch bin ich überzeugt, dass in nicht wenigen Fällen die Selbstzufriedenheit als Antrieb hinter solchen Aktionen steht. Ja im schlimmsten Falle sogar das Gefühl besser zu sein als all die, welche nicht regelmäßig spenden oder ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen.
So verfälschen wir jedoch die Realität und belügen uns. Die einzig realistische Schlussfolgerung, weshalb man spenden sollte, ist der Wunsch den jeweiligen Subjekten Hilfe zu leisten und die Bereitwilligkeit dafür seinen eigenen Comfort hinten anzustellen.
Und dies sollte aus Überzeugung geschehen und nicht aus einem Gefühl heraus.
In der Philosophie spricht man hier von Imanuel Kant‘s Pflichtbegriff.
„Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung vor dem moralischen Gesetz.“ Nur das rein Pflichtbewusste Handeln kann somit auch als gutes Handeln gewertet werden. In dem Beispiel welches ich hier angebracht habe, handelt es sich jedoch um eine Handlung aus Mittelbarer Neigung, also um Eigennutz, was moralisch keinen Wert besitzt und somit nicht akzeptiert wird.
Man muss jedoch vorsichtig sein, auch wenn ich aus Mitleid handle, ist dies keine Handlung aus Pflicht vor dem moralischen Gesetz, sondern aus unmittelbarer Neigung heraus. Es geht also um die moralischen Überzeugungen, die wirklich wertvoll sind und die wir als Naturwesen alle gleichwertig in uns tragen. Oft wird in dieser Betrachtungsweise auf den kathegorischen Imperativ zurückgegriffen.

Es ist also so, dass fast immer der Vorteil für unser eigenes Wohlbefinden die Energiequelle unserer Handlungen darstellt. Hat man diese Betrachtungsweise einmal verinnerlicht, so wird man selbst die Welt auch in einem anderen Licht betrachten.
Wird erkennen, wo eine Freundschaft echten Wert besitz oder sich in der Lage finden im Berufsleben oder anderen tagtäglichen Bereichen, das Gegenüber präziser einzuschätzen. Wir Menschen sind zwar alle individuell, doch der Egoismus ist in uns allen gleichermaßen vorhanden. Ganz egal ob wir den Ruf haben das schüchterne liebe Mädchen zu sein, dass immer versucht es allen recht zu machen oder der laute unabhängige Typ, der sich immer sofort nimmt was er will.
Da wir die konkreten Gedanken anderer Lebewesen nicht kennen, ist es schwierig nachzuweisen, wie viel dieses Egoismus auch in ihnen existiert. Mit Sicherheit nicht Null. Doch bin ich mir ziemlich Sicher, dass der Mensch in diesem Bereich vermutlich zu den Spitzenreitern gehört, obwohl er nicht einmal zu den Einzelgängern zählt.
Der Egoismus ist eine Art Energie, die unabdingbar für den Überlebenswillen ist und so denke ich, dass er eine essenzielle Rolle darin spielte uns zu dem zu machen wer wir heute sind.
Wir brauchen ihn heute jedoch nur noch, um uns in der modernen Welt, die wir nach unserem Bild erbauten, eine Chance zum Überleben zu finden.
Wir Egoisten leben nun einmal in einer von uns errichteten Welt. Die erfolgreichsten Menschen, die am vordersten Ende der Spitze der Nahrungskette stehen, werden alle ganz genau wissen, wie man harte Entscheidungen trifft, die zum Nachteil anderer aber zum eigenen Vorteil sind. Sie zögern nicht und genau dass macht sie so erfolgreich.

Ihr alle habt bestimmt schon einmal einen dieser Filme gesehen, in dem der Held gegen den Bösewicht kämpft und im entscheidenden Moment zögert ihm den letzten Stoß zu verpassen, der zum sicheren Sieg geführt hätte. Durch diesen Moment des Zögerns verliert er die Oberhand über die Situation. Natürlich ist dies in Filmen ein stilistisches Mittel zum Aufbau von Spannung, doch hätte der erfolgreiche Mensch im wahren Leben nicht gezögert.

WARUM WIR DEN EGOISMUS HINTER UNS LASSEN MÜSSEN

Obwohl er überall zu finden ist, auch in mir natürlich, bin ich der festen Überzeugung dass dieser Egoismus falsch ist und nicht mehr zum heutigen Bild des Menschen gehören sollte. Genau wie Kant es schon darbrachte, der Egoismus nimmt uns jegliche Moral, eben das Geschenk, wofür wir als Menschen dankbar sein sollten. Als Spitze der Nahrungskette sollten wir keine hinterlistigen Räuber sein, sondern das moralisch reine Vorbild für unsere Nation Erde.
Marcus Aurelius war der Überzeugung, der moralisch gute Mensch definiere sich daraus, dass er all das liebt und willkommen heißt, was auch immer ihm auf seinem Weg begegnet. Dass er jeder Situation neutral, gefasst und fair entgegentritt und sie keinen falls gezielt zu seinem Vorteil manipuliert.

Was einst dazu führte, uns zu diesen höher entwickelten Geschöpfen heranwachsen zu lassen, müssen wir nun abschütteln um nach vorn blicken zu können.
Krieg, Geld, Sklaverei und dergleichen sind reine Produkte unseres Egoismus und führen nicht mehr zum Überleben sondern zu Tod, Leid und der Vergiftung unserer Seelen.
Alles freiwillig und völlig unnötig.
In der Astrophysik gibt es die Theorie des großen Filters. Sie besagt, dass höher entwickelte Lebewesen immer wieder verschiedenen „Prüfungen“ begegnen werden, die sie bestehen müssen um weiter kommen zu können. Wir Menschen haben schon viele solcher Prüfungen bestanden.
Die Erde befindet sich in der habitablen Zone, weshalb Leben zunächst entstehen konnte. Wir haben uns durch verschiedene Einflüsse gegenüber den anderen Erden Tieren durchgesetzt und vieles weitere.
Möglicherweise ist das Ablegen unseres Egoismus nun die nächste Prüfung, die den Fortbestand unserer Art entscheiden wird. Momentan hat es den Anschein, als würde er uns langsam aber sicher zum selbstverschuldeten Ende der Menschheit führen. Ob wir uns nun durch Krieg gegenseitig Töten oder durch das Unvermögen auf Verzicht unsere Erde immer mehr schädigen und lebensfeindlich machen. Egoismus liegt im Kern fast jeder Gefahr die auf uns lauert.

DER HEILIGE DUMMKOPF

Nun haben wir uns ausführlich damit beschäftigt, weshalb ich denke, dass der Mensch gerade an genau diesem Punkt der Raumzeit steht.
Was ich nun näher erläutern möchte ist jedoch, warum wir aus dieser Position heraus den fälschlichen Schluss ziehen, wir wären überaus intelligent.
Ja der Mensch ist intelligent, soviel steht fest. Ich bin jedoch der Meinung das wir uns viel zu oft massivst überschätzen und dadurch die Realität, unser Trittbrett in diesem Universum, aus den Augen verlieren.

Zur Verdeutlichung, möchte ich euch das Prinzip des „heiligen Dummkopfes“ etwas näher erklären, welches unteranderem auch in Dostoevsky‘s Meisterwerk „The Idiot“ eine große Rolle spielt.
Das Prinzip veranschaulicht einfach gesagt, dass je naiver wir sind, umso schlauer glauben wir zu sein. Je geringer unsere Fähigkeiten und unser Wissen, umso höher schätzen wir unser Können ein. So ist es zum Beispiel, wenn man einer neuen Sportart begegnet.
Beim Tennis denken viele Amateure, es sei doch eigentlich ganz einfach, da man sich ja nur den Ball hin und her spielt. Erst fortgeschrittene lernen durch die große technische wie auch taktische Variabilität kennen, warum man dem Tennis nachsagt der am schwierigsten zu meisternde Ballsport zu sein.

Hier aber auch ein Beispiel aus meinem eigenen Leben.
Vor nicht allzu langer Zeit, befand ich mich in den mündlichen Prüfungen meines Abiturs. Geographie war meine letzte abzulegende Prüfung. Ich hatte im Vorfeld bereits Zusammenfassungen geschrieben, mit denen ich gut würde lernen können. Allerdings hatte ich nur noch eine Woche Zeit mich auf die Prüfung vorzubereiten und zuvor noch gar nichts für dieses Fach getan.
Da Geographie nicht zu meinen Interessensgebieten zählt, hörte ich auch im früheren Unterricht oft nicht zu und nur zu den Klausuren versuchte ich exzellente Ergebnisse zu erzielen.
Diese Methodik hat für mich außerordentlich gut funktioniert, leider aber auch dazu geführt, dass ich sozusagen kaum Grundwissen besaß welches noch hängen geblieben war.
Nun fand ich mich also in der Situation, dass ich in 7 Tagen den Stoff von 2 Schuljahren zu lernen hatte ohne groß Ahnung von den Themen zu haben, was in meinen vorherigen Prüfungen nicht der Fall gewesen war. Hinzu kam die mir schwindende Energie, da ich die letzten 2 Monate fast täglich für verschiedene Prüfungen gelernt hatte.
Die Woche verlief alles andere als angenehm. An zwei der sieben Tage konnte ich fast nichts lernen, da ich mich mental nicht mehr dazu im Stande fühlte weitere Informationen aufzunehmen. Trotz dessen schaffte ich es irgendwie den ganzen Stoff bis zum letzten Tag recht sicher wiedergeben zu können.
Als ich dann aus meiner Prüfung kam, war ich voller Selbstbewusstsein.
Ich war davon überzeugt, dass alles mehr als gut verlaufen war. Zu allen Themen konnte ich genügend sagen und war mir sicher all meine Einschätzungen korrekt begründet zu haben.
Meine erste mündliche Prüfung war Biologie, eines der Fächer die mich sehr interessierten und mir beim lernen sogar Freude bereiteten. In dieser Prüfung erreichte ich 14 P, was einer glatten 1 entspricht. Da ich mich in Geographie jedoch deutlich kompetenter gefühlt hatte, rechnete ich in meiner Auswertung mit sicheren 15P, einer 1+.
Als ich den Raum wieder betrat, überreichte mir der Lehrer eine Rose und gratulierte mir zu meinem Bestehen. Als er mir dann jedoch meine Punktzahl sagte, war ich ein wenig geschockt. Nur 13 Punkte. Ich gedenke keinen falls mich über diese Punktzahl zu beschweren, da ich weiß wie viele davon nur träumen können. Was mich jedoch so schockte, war meine völlige Überschätzung dessen was ich geleistet hatte und genau das ist es was so viele ständig tun. An diesem Tag war ich selbst ein heiliger Dummkopf.
Ich hatte eben kein tiefgründiges Verständnis für Geographie aufgebaut und bin durch mein weniges Wissen der Versuchung verfallen, meine Fähigkeiten weit zu überschätzen. In Biologie dagegen, einer Fachrichtung in der ich ein tiefgehendes wissenschaftliches und auch intuitives Verständnis mitbrachte, hatte ich mich vor der Auswertung selbst stark unterschätzt.
Dieses Phänomen gibt es also auch vice versa. Je kompetenter der Mensch in einem gebiet, desto eher neigt er zur Unterschätzung seiner Fähigkeiten. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Dieser Spruch von Sokrates ist es den wir im Gedächtnis behalten müssen. Wenn wir Situationen neutral begegnen und uns weder über noch unterschätzen, können wir unser volles Potential am effizientesten nutzen. Selbstvertrauen ist dabei aber nicht fehl am Platz. Ich würde Selbstvertrauen nämlich nicht mit Überschätzung gleichstellen wollen.

Ich möchte also sagen, dass unsere Naivität uns so verblendet und die Fähigkeit nimmt das große Ganze von außen rational zu bewerten, wodurch uns der Schein vermittelt wird, wir wären so überaus intelligent.
Viele Wissenschaftler würden wohl mit meiner Einschätzung mitgehen, dass es unsere Dummheit ist, die uns davon abhält herauszufinden wie dieses Universum tatsächlich funktioniert oder gar entstanden ist. Unsere Genialität wird es wohl kaum sein.
Ich möchte aber auch nicht implizieren, dass dies unbedingt etwas negatives ist.
Wir Menschen können nur so geboren werden wie wir sind und haben nicht die Möglichkeit zu wählen wie intelligent wir sein möchten.
Natürlich lässt sich die Intelligenz gezielt um ein paar Prozent steigern. Die Intelligenz von der ich jedoch spreche, entzieht sich unserer bloßen Vorstellungskraft.
Ich denke an ein Bewusstsein, welches selbst die größten Denker unserer Zeit nicht nachvollziehen könnten. Vielleicht hat nur Gott dieses Bewusstsein. Vielleicht gibt es in diesen unendlichen Weiten dort draußen aber auch andere Lebewesen die viel intelligenter sind als wir es jemals werden können.

DAS NUTZEN WAS WIR HABEN

Wenn man über mögliches außerirdisches Leben spricht, gibt es viele Theorien darüber warum wir noch nicht in Kontakt mit ihnen gekommen sind. Eine dieser Theorien besagt, dass dieses andere Leben einfach so viel weiter entwickelt ist, dass sie weder Nutzen aus uns ziehen könnten noch eine Zusammenarbeit profitabel wäre. Sprich, wir für sie nichts anderes als durcheinanderlaufende Ameisen sind.

Diesen Fakt werden wir höchst wahrscheinlich nie ändern können. Möglicherweise sind wir auch aus einem bestimmten Grund auf einem Level zwischen wirklich intelligent und völlig verblödet gefangen und sollen einfach keine Antworten auf die großen Fragen finden.

Jedoch denke ich, dass es äußerst wichtig ist sich diesem Faktor im Alltag immer wieder bewusst zu werden.
Durchschnittlich hat der Mensch einen IQ von 100 Punkten.
(Auch ich bin der Meinung, dass der IQ nicht optimal ist um die tatsächliche Intelligenz einer Person festzustellen, da das Ergebnis stark Tagesform abhängig sein kann und auch Dinge wie emotionale Intelligenz meiner Meinung nach eine wichtige Rolle für das Gesamtbild liefern. Nichts desto trotz ist es ein gutes objektives Maß für die kognitive Leistungsfähigkeit.) Mit diesem Wert, hat man alle Vorraussetzungen um gut durch die von Menschen aufgebaute Welt zu kommen.
Die Welt wurde von 100er IQ‘s erbaut und somit für 100er IQ‘s geschaffen. Jedoch hat eine Person mit diesem Wert keine unglaublichen analytischen Fähigkeiten und wird deswegen oft dazu neigen seine Fähigkeiten stark zu überschätzen.
Das soll nicht demotivierend klingen. Aber es ist eine Realität, die auf die Mehrheit von uns Menschen zutrifft.
Wenn wir uns dieser Sache jedoch bewusst werden und in entscheidenden Situationen darauf zurückkommen, werden wir in der Lage sein eine Situation besser abschätzen zu können und am Ende erfolgreicher und weiser aus dieser hervorgehen.
Macht euch immer eure Position in diesem unendlichen Universum klar. Akzeptiert, dass ihr niemals volle Kontrolle erlangen könnt. Analysiert eure eigenen Stärken und Schwächen, sowie euer Ziel und fertigt euch einen realistischen Plan. Geht nicht von einem Ereignis zum nächsten und wundert euch warum ihr als Verlierer heraus kommt.
Lernt euch selbst kennen, nutzt effektiv dass was euch in diesem Leben geschenkt wurde und hört auf euch blind zu überschätzen. Wir sind nur Menschen.
Auf diese Weise ist die Wahrscheinlichkeit höher dass zu erreichen was ihr immer wolltet.
Schaut euch an, was die Besten der Besten auf einem Gebiet jeden Tag leisten müssen um ihre Performance darzulegen. Es ist kein Zuckerschlecken. Es ist nicht einfach.
Doch diese Menschen wissen, dass sie keine Genies sind und wo du vielleicht bisher glaubtest schon perfekt zu sein, werden sie 10 Level höher immer wieder Fehler in ihrem Tun entdecken.
Wie Konfuzius bereits sagte, lernt zu Wissen wie ignorant ihr seid, wie fehlerbehaftet und macht euch dieses Wissen dann zu Nutzen.

Haltet euren Geist klar.

Mit diesen Worten, Gott sei mit euch.

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Categories Observations, Meaningful labor